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Sonntag, 6. Januar 2019

Die wollen nix haben, sondern was bringen! Predigtgedanken zum Dreikönigsfest

1. Auf der Suche
Die Geschichte ist altbekannt: Nach dem Matthäusevangelium (Mt 2,1-12) machen sich Weise aus einem fernen Land auf den Weg, um den neugeborenen König der Juden zu finden. Sie werden als "Magoi" bezeichnet und kennen sich mit Sternenkonstellationen aus, so dass sie in den deutschen Übersetzungen mal als Magier, mal als Sterndeuter, mal einfach als Weise bezeichnet werden. Von den alten Völkern des Ostens (im heutigen Irak und Iran) war bekannt, dass sie sich mit den Sternen beschäftigten, deshalb lag die Herkunftsbezeichnung nahe. Es waren also keine gläubigen Juden und trotzdem hatten sie Interesse daran, was in Israel an wichtigen Ereignissen passieren würde, wenn schon so besondere Sternenkonstellationen zu sehen waren. Ihre Daten aus den Sternen glichen sie darum bei den Schriftgelehrten Jerusalems mit den Angaben aus der Bibel ab (vv4-6).

Suche nach dem Richtigen.
Comenius-Garten, Neukölln, Berlin, 2018.
Die Sterndeuter bemerkten etwas Besonderes, das sie in ihrer Lebenswelt (Sternbeobachtung) anspricht. Sie deuten dieses Besondere als das Zeichen eines neuen Königs.
Und nun kommt das Entscheidende: Als sie das Zeichen für die Ankunft des neuen Königs gesehen haben, bleiben sie nicht in ihren Sesseln sitzen, sondern machen sich auf den Weg und suchen ihn.
Erst gehen sie dafür ins Zentrum der Macht dieses kleinen Landes, in den Königspalast nach Jerusalem – aber dort finden sie den neugeborenen König nicht. Also lassen sie sich beraten und gehen weiter.

Mir gefällt das: Losgehen auf ein Zeichen hin, das mir was sagt. Suchen. Mich nicht irre machen lassen, wenn ich nicht sofort am ersten Ort was finde. Und schließlich gut beraten weiter gehen.

Gott sagt ja im Alten Testament von sich: "Ihr werdet mich suchen und ihr werdet mich finden, wenn ihr nach mir fragt von ganzem Herzen. Und ich lasse mich von euch finden" (Jer 29,13f.).
Jesus bestätigt das später im Neuen Testament: "Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet." (Mt 7,7f)

Das ist auch an uns gerichtet: Wenn wir uns auf den Weg machen und Gott suchen, dann finden wir ihn. Nur müssen wir losgehen; manchmal jeden Tag neu.
Aber wie macht man das, werden manche sich fragen. Hier im Gefängnis würden ja viele sehr gern losgehen, egal wohin.
Der Theologe Karl Rahner hat die Antwort darauf kurz auf den Punkt gebracht: "Das Herz muss sich bewegen!" Auch wenn viele andere "mit der verdrossenen Lebensklugheit ihrer engen Herzen zu Haus sitzen bleiben und solche abenteuerliche Reisen des Herzens für Kindereien halten"1 – unser Herz soll sich auf den Weg machen und Gott suchen. Die Leute aus dem Osten haben das vorgemacht, während diejenigen, die nah dran waren, in Jerusalem sitzen geblieben sind.

Als Hinweis diente ihnen auf ihrer Suche zuerst der Stern ihrer Sehnsucht, dem auch wir folgen können – der Sehnsucht unseres Herzens nach Mehr, nach einem neuen Anfang, nach Gerechtigkeit, nach der großen Umarmung Gottes.
Dazu tritt die Heilige Schrift mit den Schriftkundigen, die sie ihnen auslegten. Und auch das können wir, lesen und uns die schwierigen Stellen auslegen lassen – angesprochen sein durch das Wort Gottes in der Bibel.
Für uns kommt nun noch das Wissen dazu, dass Gott nicht dort zu finden ist, wo die weltliche Macht ist, sondern dass wir uns einfach nur dem kleinen Kind in der Krippe zuwenden müssen. Dort ist Gott zu finden – in der Unschuld, im Kleinen, und in der Einfachheit.

2. Geschenke dabei
Die Anzahl der Suchenden bleibt uns der Evangelist schuldig, immerhin wird erwähnt, dass sie drei Geschenke mitbringen (v11), so dass wir getrost von drei Personen sprechen können. Dann hat jeder was in der Hand gehabt.
Vielleicht hatten auch sie das Problem, was man denn diesem Kind sinnvollerweise schenken kann.
Was sie letztlich mitbringen, wird von den Theologen traditionell so gedeutet, dass die Gaben für drei Funktionen Christi stehen. Sie weisen hin auf Jesus als Priester, König und Propheten. Der Weihrauch für das Priestersein mit seiner liturgisch-kultischen Aufgabe im Tempel, das Gold für das Königtum und seine Assoziation mit Macht und Reichtum, die Myrrhe, das "Bitterkraut" auf das bittere Schicksal des Propheten. 
All das sah in Jesu Leben natürlich anders aus als die Bibel es für Priester, Könige und Propheten des Volkes Israel berichtet, aber das ist eine andere Geschichte.
Sie bringen also etwas mit, das etwas aussagt über den Beschenkten.

Geschenke!?
Alt-Buchhorst, 2018.
Das ist aus zwei Gründen interessant.

Einmal: Die wollen nix haben, sondern die wollen was bringen. Wenn sie den neuen König besuchen und schon so einen langen Weg auf sich nehmen, hätte es ja durchaus sein können, dass wenigstens etwas für sie dabei herausspringen soll. Aber nein, sie bringen lieber etwas mit.

Und dann: Sie schenken nicht sinnlos etwas, das überall und zu jeder Zeit geschenkt werden könnte. Sondern sie haben sich Gedanken gemacht, was das für einer ist, zu dem sie kommen.
Sie wollen etwas schenken, was zu ihm passt und was ausdrückt, was ihnen an ihm wichtig ist.

Für unser Gottesverhältnis kann das heißen: Anstatt immer nur zu bitten und nur dann zu Gott zu kommen, wenn wir etwas haben wollen, könnten wir ihm etwas bringen.
Und zwar etwas, das etwas aussagt darüber, was uns an Gott wichtig ist.
Das kann eine Übung sein, so wie sie auch bei manchen längeren Gebets- und Meditationsübungen angedacht sind – wer ist Gott für mich und finde ich dementsprechend einen Namen für ihn. Bei seinen "Exerzitien auf der Straße" nennt der Jesuit Christian Herwartz das Beispiel einer Frau, die Gott als den erfahren hat, der sie schön ansieht – und ihn eben auch so benennt: "Du, die du mich schön ansiehst".2

Andere werden völlig andere Erfahrungen mit Gott machen:
Vielleicht fällt es mir nicht immer leicht, so wie oben beschrieben auf die Suche zu gehen und mich immer wieder neu nach Gott auszustrecken. Das ist so mühsam und ich bin so schwach. Dann passt als symbolisches Geschenk vielleicht eine Batterie, die mich ausdauernd genug macht. Oder ein Jojo, das immer wieder losgeht, wenn es ganz unten angekommen ist.
Vielleicht entdecke ich Gottes Spuren einfach nicht in meinem Leben, weil so vieles schief gegangen ist. Zu viele Scherben, zu viel Misslungenes und zu viel Enttäuschung. Dann kann ich Gott vielleicht eine Lupe bringen, damit ich ihn besser entdecken kann.
Oder vielleicht bin ich froh über etwas, das ich gelernt habe und dankbar für Dinge, die gelungen sind. Dann kann ich mein Lächeln bringen.

Das sind die Gaben, die wir vor Gott bringen können. Gaben, die sich durchaus auch verändern können auf dem Weg. Gaben, die zu uns und zu ihm passen.


3. Anders zurückkehren
Die weisen Männer waren wirklich sehr weise. Entweder hatten sie alle denselben Traum und fanden das so überzeugend, dass sie nicht mehr zu Herodes zurückgingen. Oder einer überzeugte die anderen von seinem Traum.
Oder es wurde ihnen klar, dass ihre Frage nach dem neuen König und das Erschrecken, das sie damit ausgelöst hatten (v2f), nichts Gutes bedeutete. Vielleicht wurden sie dann weise durch ihre Unvorsichtigkeit.
Wie dem auch sei, sie gingen jedenfalls auf einem anderen Weg zurück als sie gekommen waren.

Nachdem ich gerade aus einem Urlaub wiedergekommen bin, kann ich nur bestätigen, dass das besonders dann Sinn macht, wenn man die Umgebung näher kennenlernen will.
Aber auch darüber hinaus scheint eine Reise gut dafür zu sein, Veränderungen herbeizuführen.

Verändert.
Rudow, Berlin, 2018.


Wenn wir uns auf die Suche nach Gott machen und ihm das mitbringen, was wir ihm schon immer einmal geben wollten, dann werden vielleicht auch wir dadurch verändert.
Gerade wenn es, wie hier im Gefängnis ja nicht anders möglich, eine innere Reise, eben die Reise des Herzens sein wird, von der Karl Rahner sprach, dann werden wir nicht mehr genauso auf die Welt schauen wie zuvor.

Wer beim Besuch des Kindes in der Krippe mit Gott in Berührung kommt, wird mehr lieben und mehr verzeihen. Und er wird von Gott nicht mehr schweigen können.
Zwar werden die Sterndeuter in der Bibel nie wieder erwähnt, doch das muss nichts bedeuten. Auch wir werden in der Weltgeschichte vielleicht nie wieder erwähnt. Aber auch wir können von unserer Suche nach Gott sprechen und davon, was er für uns bedeutet, was wir ihm also bringen können.
Das macht uns zu anderen Menschen – und es verändert die Welt.


1   K. Rahner, Von der seligen Reise des gottsuchenden Menschen. Gedanken zum Fest der Erscheinung des Herrn, in: Geist und Leben 22 (1949) 405-409, hier: 409. – Zu finden auch unter https://www.geist-und-leben.de/component/docman/doc_download/954-22-1949-6-405-409-rahner-0.html und https://www.jesuiten.org/news/der-stern-leuchtet/.
2   C. Herwartz, Brennende Gegenwart. Exerzitien auf der Straße. Würzburg 2011, 21.

Dienstag, 25. Dezember 2018

Das Geschenk der Weihnacht: Was für ein Glück! Was für eine Aufgabe!

Als unsere zweite Tochter geboren wurde, ging alles ganz schnell. Natürlich hatten wir uns vorbereitet so gut es ging, und mit einem drei Jahre älteren Kleinkind zu Hause ist ja auch schon einiges kindgerecht eingerichtet. Aber die innere Vorbereitung war nicht mehr besonders ausführlich – für Ruhe und Besonnenheit fehlte uns einfach die Zeit.

Montag, 24. Dezember 2018

Ankunftszeit 24 – Geliebt in "Königskinder" von Alex Capus

Marie ist die Tochter eines wohlhabenden Bauern, Jakob ein Waise, der Jahre für Jahr die Kühe des Bauern oben in den Bergen hütet. Jedes Jahr bringt Jakob die Herde ins Tal und sieht Marie. Aber dieses Jahr ist etwas anders.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Ankunftszeit 20 – Verändert in "Olga" von Bernhard Schlink

Olga und Herbert kommen aus zwei verschiedenen Welten: Das einfache Mädchen und der Sohn eines Großgrundbesitzers können nicht zusammen kommen. Zusammen mit Herberts Schwester Viktoria waren sie jedoch einige Zeit ein enges Dreiergespann – bis Viktoria auf eine weiter entfernte Schule geht. Im Sommer kehrt sie zurück:

Freitag, 5. Januar 2018

Sie knien vor dem Kleinsten. Erscheinung des Herrn

Das Knien fasziniert mich schon längere Zeit, wie auch auf diesem Blog schon zu lesen war.
Am heutigen Fest der Erscheinung des Herrn hören wir, wie die weisen Männer vor dem Kinde knien. Nach ihrem weiten Weg aus dem Osten und mit dem Umweg über den Königspalast in Jerusalem waren sie in Bethlehem angekommen. Sie hatten einen König erwartet - und ein Kind armer Leute gefunden.

Dienstag, 26. Dezember 2017

Gott unter widrigen Umständen entdecken. Stephanus und Weihnachten

Im Stress der Feiertage zwischen Küche, Kirche und Gabentisch? Beim Suchen, Einpacken und Auspacken der Geschenke? Auf den überfüllten, dauerbimmelnden Weihnachtsmärkten? Mit Kleinkind in der Kirche?

Wo in den Tagen vor und nach Weihnachten wäre Gott denn gut zu entdecken?
Mir fällt es bei oben genannten Gelegenheiten eher schwer, Gott zu entdecken. Ich würde mich am liebsten irgendwo allein mit einem Buch, und sei es die Bibel oder das Gotteslob, zurückziehen und in die Stille gehen. Oder wenigstens in Ruhe in die Kirche. Zur Krippe.

Sonntag, 24. Dezember 2017

Weihnachten ist eine Heilungsgeschichte. Predigt im Gefängniskrankenhaus.

Engel vor der Tür.
Stella Maris, Binz (Rügen), 2016.
Weihnachten ist eine Geschichte von Heilung.
Gott will uns heilen. Es ist sein Weihnachtsgeschenk an uns, dass wir geheilt werden.
Und es ist zugleich der einzige und wahre Grund der Menschwerdung: dass wir geheilt werden.

Allerdings nicht in körperlicher oder psychologischer Hinsicht.
So wichtig das körperliche und psychische Heilwerden ist, Gottes Heilung geht tiefer, sie umfasst den ganzen Menschen.
Denn Gott heilt die Wunden des Menschseins – indem er selbst Mensch wird. Dazu gleich noch mehr.

Und Heilung ist Arbeit – aber nicht wir müssen diese Arbeit erledigen. Vielmehr ist es hier ähnlich wie in der Medizin – manche Krankheiten können die Selbstheilungskräfte des Körpers nicht allein besiegen – dann braucht es Hilfe von außen.
Genau das tut Gott in seiner Menschwerdung, er tritt dort an die Stelle der fehlenden Kräfte, wo es eine Heilung braucht.
Wir kennen das beispielsweise von der Dialyse, wenn die Niere nicht mehr entgiften kann und eine Maschine dafür einspringen muss.

Was macht nun diese Heilung aus? Ich nenne drei Aspekte.

KinderStück 24 – Gott im Kind verstehen

Der Jesuit Alfred Delp wurde im Rahmen der Verhaftungen nach Stauffenbergs gescheiterten Attentat auf Hitler verhaftet und über längere Zeit in der Haftanstalt Berlin-Tegel inhaftiert.
Vor seiner Hinrichtung am 02. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee konnte er den Kontakt mit Mitbrüdern, Unterstützern, Freunden durch seine vom Tegeler Gefängnispfarrer Harald Poelchau geschmuggelten "Kassiber" halten.
Am 22. Dezember 1944 schreibt er:

Mittwoch, 13. Dezember 2017

KinderStück 13 - Vom Kinde ergriffen

Andreas Knapp hat eine eingängig-poetische Sprache, in der er religiöse Themen in pointierte Bilder und Worte bringt.
So auch in seinem Gedicht "unterwegs zum kind"1:

Mittwoch, 24. Mai 2017

Er ist der Weg ins Unermessliche – Himmelfahrtsgedanken

In der Welt, aus der ich komme, machen Männer sich am Himmelfahrtstag mit ihrem Bollerwagen auf den Weg und trinken, was das Zeug hält.
Vor ein paar Jahren war ich am bayerischen Ammersee und habe mich am Himmelfahrtstag mit vielen Pilgern auf den Weg zum Kloster Andechs gemacht.
Und in diesem Jahr habe ich Gäste, die den langen Weg aus Hessen nach Berlin zum Evangelischen Kirchentag über Himmelfahrt gekommen sind.

Was haben diese drei Dinge miteinander zu tun?
Natürlich, es werden Wege zurückgelegt. Nicht nur das Wetter ermöglicht es, dass so viele unterwegs sind, auch das Thema des Tages fordert dazu geradezu auf.

Freitag, 6. Januar 2017

Drei Könige: Neuausrichtung – Leitung – Blockadenüberwinder

Es sind drei Gedanken, die am zweiten großen Fest des Weihnachtsfestkreises zu Besuch kommen.

1. Neuausrichtung
Den ganzen Advent über ging es darum, dass der kommende Herr einen Platz findet. Die Spiritualität der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu wird geprägt von der Herbergssuche in den Herzen und der Zubereitung eines wachsam-offenen Geistes zu diesem Zweck.
Nun bekommt das Denken – ganz passend neujährlich – eine neue Richtung. Denn jetzt sind nicht wir die Erwartenden, sondern dürfen uns auf dem Weg zum göttlichen Neugeborenen wissen, das seinerseits einen Besuch erhalten soll.

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Kontrastprogrammschwankungen zwischen den Jahren

Weihnachten, das sind sowieso schon immer Kontraste, und dieses Jahr nun besonders deutliche, die zu benennen fast schon platt ist:
Deutsche Gemütlichkeit im Familienidyll bei der Geburtstagsfeier eines obdachlosen und unehelichen Kindes.
Dazu Terror und Gewalt in Aleppo, in Berlin und anderswo, während man zwischen den Jahren endlich entspannt die freien Tage genießen will.
Gesang von der stillen Nacht, die (jedenfalls in Berlin) schon von Böllern torpediert wird.
Wo das Familienidyll nur Sehnsucht bleibt, sind besonders heftige Auseinandersetzungen an der Reihe.
Von all den anderen Reibepunkten des Weihnachtskapitalismus und der Glühweinseligkeit mit der christlichen Botschaft ganz zu schweigen.

Samstag, 24. Dezember 2016

Make mankind great again! Gottes Weihnachts-Slogan

Seit ich als Gefängnisseelsorger arbeite, fragen mich immer wieder Menschen, was denn die Inhaftieren von mir wollen, wenn sie um ein Gespräch bitten. Ob sich denn Viele bekehren würden, ob Menschen ihr Gewissen erleichtern wollten.
Wenn ich dann sage, dass ich oft einfach ein Bedürfnis sehe, mit jemandem zu sprechen und jemandem ein familiäres oder ein sonstiges Problem zu erzählen oder eine Frage loszuwerden, findet man das zwar interessant, aber eben nicht besonders spektakulär. (Vom Wunsch nach Tabak und Kaffee einmal abgesehen...)
Tatsächlich ist es ja eine spannende Sache, dass aus diesem kleinen Kind, auf das wir an Weihnachten schauen, am Ende eine Religion entstehen wird, in deren Auftrag ich jetzt im Rahmen des Justizvollzugs tätig bin und Menschen auf einem kleinen Abschnitt ihres Lebens begleite.
Wir feiern die Geburt dieses Mannes aus dem Volk Israel, wegen dem ich heute einen Gottesdienst feiere und der heute noch Menschen dazu bringt, einander ihr Leben zu erzählen, einander ein Stück zu begleiten, einander zuzuhören.
Natürlich ist das Erzählen und Hören nicht nur Jesus geschuldet und vielleicht könnte das auch irgendwie anders möglich sein. Aber schon dann, wenn es allein das wäre, was Jesu Geburt gebracht hat, dass Menschen einander mehr zuhören, wäre das doch klasse.

Dienstag, 6. Dezember 2016

Advent und das Wunder des werdenden Lebens

Wer von Advent und Weihnachten im christlichen Sinne spricht, spricht immer auch davon, dass Jesus Christus als Mensch geboren wird. Dass Gott da also ein Mensch werden will, wird, insofern eine solche Aussage nicht ins Mythologische abgeschoben wird, gemeinhin als Wunder bezeichnet.

Doch bei genauerer Betrachtung ist das größte Wunder eigentlich, dass durch den sexuellen Akt überhaupt neues Leben entsteht. Dass die Eizelle einer Frau und die Samenzelle eines Mannes zusammen fähig sind, in der Gebärmutter der Frau ein neues Lebewesen entstehen zu lassen, ist eigentlich gar nicht zu fassen.

Samstag, 23. Januar 2016

"Dabei hielten sie sich an die Überlieferung..." – Geistesgegenwart durch Tradition

Als Sozialwesen stehen wir Menschen nicht nur in biologischer Beziehung zu unseren Vorfahren, sondern in einer langen Reihe von Traditionen und Überlieferungen, die über unsere persönlichen Herkünfte und Überzeugungen hinausgehen. Das mögen wir im Einzelfall schätzen oder nicht, wir haben immerhin die (relative) Freiheit, uns dazu zu verhalten.
Wenn in einigen Tagen zum Beispiel der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, kann uns dieses Gedenken beunruhigen oder erschüttern oder aggressiv machen oder wir können es als nicht zu uns gehörig abweisen – inwieweit wir mit einer Reaktion der Sache und uns selbst gerecht werden, steht dann wiederum verschiedenen Interpretationen und Werturteilen offen.

Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet ebenso vom spezifischen Verhältnis, in das sich Menschen zu einer vorgegebenen Tradition stellen.

Dienstag, 19. Januar 2016

JosephsReligion 6 – Alttestamentliche Trinitätstheologie und Theologie der Religionen

Es ist nun einmal so: Das Weihnachtsfest ist lange her und auch für Christen schon fast vergessen. Dabei wäre jetzt Zeit, die Konsequenz der Menschwerdung Gottes zu bedenken und deshalb die Entwicklung des göttlichen Wortes im jahrelangen Lebensweg Jesu vom krabbelnden Kind bis zur Mannesreife zu verfolgen.
Doch alles eilt schon weiter – während Er weiter unter uns gegenwärtig ist.
Als gegendrehende Bewegung zum Weitereilen hier ein paar Gedanken zum breiteren Kontext des Themas, wie das göttliche Wort in der Welt anwesend ist – je nach Wahl eher theologisch oder literarisch aufgetischt.

Donnerstag, 14. Januar 2016

"Ich will euch trösten" – Über die Jahreslosung 2016

2016 scheint ein Jahr zu werden, das Trost besonders nötig hat – sei es wegen terroristischer Gewaltakte, sei es wegen sexueller oder rassistischer Übergriffe.
Politischerseits braucht es gewiss mehr als Trost, aber gesellschaftlich und individuell scheint die Jahreslosung wie für den Beginn dieses Jahres 2016 ausgesucht:

"Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." (Jes 66,13)1

Sonntag, 10. Januar 2016

Taufe des Herrn - Teilhabe am Leben Christi

Wie zum letzten, so auch zu diesem neuen Jahr eines meiner Lieblingsbibelworte. Diesmal stammt es aus dem Galaterbrief: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." (Gal 2,20)

Paulus bringt seine Überzeugung über das neue Leben der Christen zum Audruck. Und zwar des Lebens Christi selbst, das den Menschen nach dem Glauben der Kirche durch die Taufe geschenkt wird.

Montag, 28. Dezember 2015

Heil in anderen Religionen? Oder: Gottes Wirkwort überall

Die Frage nach den verschiedenen Religionen und nach Gottes Plan mit ihnen beschäftigt mich derzeit bei der Lektüre von Jacques Dupuis' Opus Magnum: "Unterwegs zu einer christlichen Theologie des religiösen Pluralismus".
Gerade an Weihnachten beschäftigt mich auch, was Gott, wenn wir aus christlich-theologischer Perspektive schauen, mit den Bekennern dieser Religionen vorhat, im Sinne einer Theologie der Religionen, die danach fragt, "welche Bedeutung die Pluralität des lebendigen Glaubens und der religiösen Traditionen, die uns umgeben, in Gottes Plan für die Menschheit hat."1