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Dienstag, 17. März 2020

Bibel-Mini 3 – Im Flügelschatten Gottes

Die Corona-Krise und unser vorheriger Italien-Urlaub haben eine Folge: häusliche Quarantäne.
Als Familie „allein“ zu Haus zu sein hat natürlich eine andere Qualität als allein zu Haus zu sein.
Aber das social distancing ist in beiden Fällen sehr prägend.
Dazu gibt es aktuell viele religiös motivierte Hinweise und Tipps im Netz – von der klausurierten Ordensschwester bis hin zu geistlich-praktischen Verhaltensregeln von Johannes Hartl.

Ich nehme hier ein Psalmgebet aus Ps 57 auf, das mich gerade bewegt.

Montag, 2. März 2020

Bibel-Mini 1 - Hanna betet

In dieser Fastenzeit möchte ich ein paar biblische Exkursionen machen und die sich dabei (hoffentlich / wahrscheinlich / sicher) ergebenden Entdeckungen hier mit kurzen Beiträgen reflektieren.
Weil ich sonst sehr viel in den Evangelien unterwegs bin, wird es schwerpunktmäßig um das Alte Testament gehen.

Heute also Hanna aus dem Ersten Buch Samuel. Wie so viele Frauen der Bibel hat sie ein Problem damit, dass sie keine Kinder, besonders keinen Sohn bekommt. In ihrer Verzweiflung geht sie in den Tempel in Schilo und betet.

Dienstag, 25. Februar 2020

Freier! Tiefer! Liebevoller! Akzente an Aschermittwoch

Vier Akzente setzt das Evangelium vom Aschermittwoch (Mt 6,1-6.16-18): Gutes Tun, Beten, Fasten.
Der vierte Akzent ist eine Haltung und prägt diese drei Handlungsanweisungen: all das soll nicht vor anderen und für andere geschehen, sondern vor Gott und für Gott.
Als Eingangstor zur Fastenzeit wird der Aschermittwoch dadurch nicht nur selbst geprägt, sondern er zeigt auch die Richtung, in die wir bei unserer Vorbereitung auf Ostern gehen sollen.

Mit diesen Akzenten wollen Aschermittwoch und Fastenzeit unsere Konzentration von der Beschäftigung mit Nichtigkeiten wegführen hin zu größerer Tiefe, tieferer Freiheit, freierer Liebe.

Freitag, 19. April 2019

Karfreitag – Zweimal berührt. Bildbetrachtungen

Liebe will den Anderen berühren. Hass leider auch.

Am Karfreitag treffen sich beide Formen körperlicher Berührung auf intensivste Weise. Sie machen besonders deutlich, was Passion alles heißen kann: passiv, erleidend, zulassend...

Zuerst bei der Kreuzigung.

Samstag, 13. April 2019

Palmsonntag - Gedanken aus der Menge

Ein Jünger, der mit Jesus in die Stadt einzieht (J)
Ein Pharisäer, der schon seine Meinung zu Jesus hat (P)
Ein Mensch in der Menge, der mal schauen will (M)


J:    Wow, wie die Leute UNS zujubeln!
P:    Da vorne ist er also, der Hampelmann, so sehe ich ihn jetzt auch endlich mal!
M:    Wer ist das? Lasst mich doch mal durch, ich sehe überhaupt nichts!

Samstag, 6. April 2019

Vergeben kann, wer Vergebung erfährt. Jesus und die Ehebrecherin

Schriftgelehrte und Pharisäer wollen Jesus im Sonntagsevangelium (Joh 8,1-11) auf die Probe stellen und degradieren dafür die sowieso schon beim sexuellen Akt erwischte Frau nun auch noch zum Instrument ihres Ärgers auf Jesus.
Durch Jesu bekannte Antwort auf die Frage, was angesichts des eindeutigen Gesetzesverstoßes zu tun sei, ergibt sich ein klarer Fokus auf das Thema Schuld: Jesus fordert die Schuldlosen auf, die Schuld zu sühnen und die Strafe zu vollziehen (v7). Die betretene Reaktion und der Verzicht auf die Bestrafung seitens der Männer (v9) zeigt, dass sie sich ihrer Schuld bewusst werden.
Ob dies auch auf die Schuld der Instrumentalisierung eines Menschen zutrifft, bleibt unklar.

Schaut man die ganze Szene aber nicht aus der Perspektive der Schuld, sondern aus Sicht der Vergebung an, dann verschiebt sich etwas.

Samstag, 30. März 2019

Die Heimkehr des Sohnes. Ein meditatives Puzzle

Heute mal eine Art Puzzle, aus dem ich die mir gemäßen Sätze zum Evangelium am Sonntag Laetare mit der Geschichte vom barmherzigen Vater herauspicken und zusammenstellen kann. 


Es sind noch Plätze frei.
Tübke-Villa, Leipzig, 2018.
Ich komme nach Hause.
Das heißt:

ich habe genug
ich brauche mich nicht mehr mit fremden Menschen umgeben
ich habe es geschafft
ich muss nicht mehr arbeiten
ich kann endlich ausruhen
ich darf mich anlehnen
ich muss nicht mehr funktionieren


Allerdings hatte ich ursprünglich nicht vor, zu dir zurück zu kommen.
Das heißt:

ich habe mich verschätzt
ich konnte mich nicht zurecht finden
ich musste aufgegeben
ich bin ein Versager
ich habe dich enttäuscht
ich fürchte mich vor dem, was jetzt kommt 
ich will mich nicht länger verkriechen
ich will dich eigentlich nicht sehen
ich erwarte nicht, dass du mich annimmst


Unerwartet stehst du in der Tür und wartest auf mich.
Das heißt:

Du hast mich nicht aufgegeben
Du willst dich nicht rächen
Du freust dich auf mich
Du möchtest mich bei dir haben
Du bist nachsichtig
Du gibst mir noch eine Chance
Du stehst auf meiner Seite
Du schaust großzügig auf meine Fehler 


Was ist meine Antwort darauf? 

Angebrannt und trotzdem schön.
Neukölln, 2017.

P.S. Ein titelgleicher Beitrag zu einem gänzlich anderen Thema findet sich hier.

Dienstag, 26. März 2019

Freiheitsgewinn 2 - Der Frauenbefreier Jesus in "Maria Magdalena" von Garth Davis

Ein Film über Maria Magdalena muss viele Klippen umschiffen.
Eine erste Klippe besteht darin, die Beziehung von Jesus und Maria als Liebesgeschichte zu erzählen und aus dem Verhältnis von Jüngerin und Meister eine Seifenoper zu machen. Dann kann es sein, dass die phantasievoll ausgemalten sozialen Konflikte (Maria als Prostituierte am Rand der Gesellschaft etc.) breiten Raum einnehmen und die religiöse Botschaft des Jesus von Nazareth dahinter verschwindet. Manchmal werden auch ahistorisch die heutigen Probleme (beispielsweise mit religiösen Autoritäten) in einen Film hineingetragen.

Samstag, 23. März 2019

Jesus und der Vampirbaum. Ein Gedanke zum Sonntagsevangelium (Lk 13,1-9)

Warum sollte ein Baum, der keine Früchte bringt, weiter im Garten stehen? Der Baum entzieht dem Boden Nährstoffe und schädigt auf diese Weise die früchtetragenden Nachbarn. Ein solcher Baum schwächt seine Umwelt – er ist wie ein Vampir, der seinen Opfern die Lebenskraft aussaugt.
Also: "Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?" (Lk 13,7)
Diese Frage jedenfalls stellt sich dem Besitzer des Gartens im Evangelium des Sonntags. Der kann und will es sich wirtschaftlich nicht leisten, einen solchen Nichtsnutz stehen zu lassen.

In unserer Gesellschaft stellen sich ähnliche Fragen.

Donnerstag, 21. März 2019

Freiheitsgewinn 1 – "Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche" von Doris Wagner

In den letzten Themenreihen der Fastenzeit habe ich mich stark auf die Passion fokussiert – 2016 "Der Gekreuzigte" und 2018 "Das Sterben spüren".
Das Thema in diesem Jahr soll "Freiheitsgewinn" lauten, denn Fasten hat ja auch zu tun mit dem Heraustreten aus der eigenen Begrenztheit hinein in die Weite Gottes.
Es soll in den Beiträgen unter diesem Titel darum gehen, Abhängigkeiten und Enge zu erspüren und Freiheitspotenziale auszuloten.

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Am Beginn stehen im vorliegenden Beitrag die Analysen und Schlussfolgerungen von Doris Wagner, ehemalige Ordensfrau und (inzwischen verheiratete) Autorin des bemerkenswerten Buches "Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche".1

Samstag, 16. März 2019

"Schaut die verklärte Leibsgestalt." Ostern in Sicht und Abstieg ins Tal

1. Ostern in Sicht
"Der Leib ist klar, klar wie Kristall, Rubinen gleich die Wunden all,
die Seel durchstrahlt ihn licht und rein wie tausendfacher Sonnenschein"
"Bedeck, o Mensch, dein Augenlicht! Vor dieser Sonn besteht es nicht."

Es ist ein Osterlied, das mir angesichts des Sonntagsevangeliums in den Sinn kam. Denn dort heißt es außerdem gleich zu Beginn in der ersten Strophe:

"Kommt, kommt, ihr Christen jung und alt, schaut die verklärte Leibsgestalt!"1

Während im Evangelium die Rede war vom Aufstieg Jesu auf den Berg und von seiner dortigen Verklärung vor den drei mit hinaufgegangenen Jüngern, singt das Lied vom auferstandenen Jesus.

Sonntag, 10. März 2019

Meine Versuchungen im Gottesdienst. Gedanken zum Evangelium am Ersten Fastensonntag

Wenn Jesus im Evangelium des heutigen ersten Fastensonntags auf die Probe gestellt wird, dann frage ich mich, was diese Versuchungen für mich bedeuten.

(Leider gab es traditionell keine Auslegung dieses Textes durch den Gemeindepfarrer – aber dafür den in diesem Jahr äußerst hörens- und lesenswerten Fastenhirtenbrief von Erzbischof Koch. Ich kann ihn an dieser Stelle nur empfehlen und betonen, wer ihn liest und bisweilen auch in diesen Blog hineinschaut, kann dort viele Gedanken entdecken, die hier auch auftauchen: Ambivalenzen aushalten, Vielfalt würdigen, Aufmerksam durch den Alltag gehen...)

Besonders wenn ich selbst einen Gottesdienst gestalte, gibt es eine Reihe von Versuchungen, denen ich standzuhalten habe.

"Befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden" (Lk 4,3), beginnt der Teufel bei Jesus.
Auch meine Versuchung ist oft genug, zu glauben, dass ich durch meine eigenen Kräfte und Möglichkeiten die Gottesdienstbesucher satt machen könnte.

Dienstag, 5. März 2019

Um Vergebung bitten - Predigt an Aschermittwoch

Ein wichtiges Thema der beginnenden Fastenzeit ist der Aufruf zur Umkehr.

Dort, wo ich falsch gegangen bin, dort, wo ich meinen Nächsten verletzt habe, dort, wo ich Schuld auf mich geladen habe, dort bin ich aufgefordert, umzukehren.

Oft genug gehört dazu, um Vergebung zu bitten.
Aber es müssen mehrere Hindernisse bewältigt werden, wenn ich diese Bitte aussprechen will:

1. Oft genug versuche ich als erstes, mich zu entschuldigen.
Hinauf! Ins Licht!
Wilmersdorf, Berlin, 2018.
Doch ich kann mir meine Schuld nicht selbst wegnehmen – was "mich entschuldigen" ja genau genommen heißt.
Vielmehr bitte ich die Person, an der ich schuldig geworden bin, darum mir zu verzeihen.
Das kostet enorme Überwindung - und führt damit zum zweiten Hindernis.

2. Oft genug schaffe ich es nicht, um Vergebung zu bitten.
Ich selbst kenne das, wenn die Situation einfach noch zu aufgeheizt ist und der Andere maulend rausgeht oder mit der Tür knallt, so dass ich jetzt erst recht keine Lust mehr habe, meinen Teil der Schuld einzugestehen. Dann muss ich erst einmal tief durchatmen und emotional runterkommen.
Besonders anstrengend finde ich das im Straßenverkehr, wo die Einsicht, selbst etwas falsch gemacht zu haben, gerade in einer Stadt wie Berlin nur selten vorhanden ist.
In solchen Situationen rege ich mich besonders schnell auf und werde auch aggressiv, aber bevor sich die Sache entspannen kann, ist die Person auch schon wieder weg.
Das korrespondiert mit einem weiteren Hindernis:

3. Oft genug gibt es gar keine Instanz, bei der ich Vergebung finden kann.
Im Straßenverkehr (und auch sonst manchmal) ist die Person, an der ich schuldig geworden bin, schon wieder fort.
Auch bei manch anderer Art von Schuld, wie zu hoher Alkoholkonsum oder Steuerhinterziehung, haben keinen direkten Adressaten, der dies verzeihen kann.
Doch dieses Hindernis geht noch tiefer: Wohin wendet sich ein Mensch, der an keine göttliche Instanz über sich glaubt, wenn er mit Schuld und Vorwürfen seines Gewissens zu kämpfen hat? Wo findet er Vergebung?

Manche Menschen, die für eine Straftat verurteilt wurden, gehen davon aus, dass die Vollstreckung eines Urteils dafür sorgt, dass sie anschließend "ent-schuldigt" aus dem Gefängnis gehen. Im juristischen Sinne mag das auch stimmen. Allerdings ist es zwar die Aufgabe der Justiz, Verbrechen zu ahnden, und demzufolge sitzen viele Verurteilte im Knast dann ihre Strafe ab, aber der Freiheitsentzug schenkt keine Vergebung – höchstens das Gefühl, nun lang genug gesessen zu haben.

Wenn sich jemand also mit seiner Schuld, sei sie nun strafrechtlich relevant oder nicht, auseinandersetzt, dann wird er (oder sie) irgendwann an den Punkt kommen, dass bei allen Relativierungen, bei aller Schuld der Gegenseite, bei allen zwecklosen Versuchen, Vergebung zu erlangen, irgendwann die Frage im Raum steht, wie man dieses Geschenk der Vergebung denn nun bekommen kann.
Für nicht wenige wird dies zu einer existenziellen Frage: Wer vergibt mir all den Mist, den ich in meinem Leben falsch gemacht habe? Wie finde ich die innere Freiheit wieder, die Vergebung mir schenken kann?

Garben, stehend.
Neuendorf, Hiddensee, 2018.
4. Ein barmherziger Vater
Wenn wir uns die Geschichte vom verlorenen Sohn anschauen (Lk 15,11-32), die Jesus im Lukasevangelium erzählt, dann hören wir von einem Draufgänger, der sich mit seinem Erbe davonmacht und den Vater sitzen lässt. Das Geld, das ihm eigentlich erst nach dem Tod des Alten zusteht, zieht der Junge ihm aus der Tasche, während er noch am Leben ist und es selbst benötigt. Für den Sohn ist der Vater nichts mehr wert, er braucht ihn nicht mehr, jetzt, wo er das Geld hat.
So mit Geld und Schuld beladen, geht er von dannen und macht sich ein schönes Leben. Als dieses mangels Geld endet, steht er allein da. Er versucht noch kurz, mit Arbeit über die Runden zu kommen, aber merkt schnell, dass er dort nicht weiterkommt.

Nun kommt die entscheidende Stelle (v18f): Der Sohn im Gleichnis weiß, wohin er gehen kann, um Vergebung zu erbitten!

"Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner!" (Lk 15,18f.)

Obwohl er seinen Vater so furchtbar behandelt hat, ist die innere Verbindung zu ihm noch nicht ganz abgerissen und er will um Verzeihung bitten.
Obwohl der Vater nicht anwesend ist, macht er sich Gedanken – und schließlich auf den Weg.
Obwohl er dem Vater gesagt hat, dass der für ihn schon nicht mehr existiert – wagt er es dennoch.

Der Sohn macht also das, was Fastenzeit will: Er kehrt um. Außerdem will er sich vor seinem Vater erniedrigen, weil ihm klar wird, wie furchtbar sein Verhalten war.

Aber er weiß nicht, was wir schon wissen:
Es erwartet ihn ein Vater, der ihn in die Arme nimmt. Der nicht straft. Nicht schimpft. Nicht Genugtuung und Sühne und Erniedrigung will.
Sondern sich einfach freut, dass der Verlorene zurückkehrt.

Das ist toll. Denn dieses Gottesbild kann sehr befreiend sein. 

5. Und wir
Unser Problem ist nur:
Wir erwarten schon die Vergebung vom "lieben Gott". Wir rechnen heimlich schon mit einem Gott, der uns vergibt. 
Nicht wie der Sohn, der sich noch voll Angst und Zittern auf dem Weg machte.
Wir glauben, dass der liebe Gott schon kommen wird, wenn es ihm so wichtig ist. Dass er uns schon aus der Scheiße ziehen wird, in die wir uns noch einmal extra reinsetzen.

Und tatsächlich hat er das in Jesus getan. Hat sich auf den Weg gemacht, um uns zu suchen.

Aber wozu braucht es dann noch unsere Umkehr?

Umkehr kann dann nur noch bedeuten, dass wir uns nicht mehr verstecken vor ihm.
Dass wir unsere Schuld anerkennen. Dass wir sie loswerden wollen.
Dasss wir ihm unser stolzes, unser ärgerliches, unser liebloses und unser neidisches Herz hinhalten. Und ihn bitten: Vergib mir.

Dann kann er uns befreien und heilen. Uns Auferstehung schenken.

Neuer Aufgang.
Kirchmöser, 2017.

Samstag, 24. März 2018

Palmsonntag – Memento des Zweifels und der Zwiespältigkeit

Seit Zehntausenden von Jahren sind Menschen religiöse Wesen und suchen nach dem Göttlichen. Die archaischen Religionen verehren es in heiligen Bäumen, an heiligen Bergen, in herausragenden Wetterphänomenen, in den verstorbenen Ahnen, in Tieren und in vielen anderen Dingen.
Glaubt man den Historikern, so finden sich auch in den Ursprüngen der jüdischen Religion Hinweise auf die Entwicklung der Verehrung ihres Gottes als Berg- und Wüstengottheit.
Später findet Israel seinen Gott in der Erfahrung der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft, erlebt ihn als Gesetzgeber und sogar als eifersüchtigen Gott, der alle anderen Religionen vernichtet sehen will.
Davon berichten die Geschichtsbücher des Alten Testaments. Israels Gottesbild ist im Wandel – aber es verfestigt sich immer mehr in eine bestimmte Richtung. Gott ist nur noch unter bestimmten Gegebenheiten zu finden.

Dienstag, 20. März 2018

Das Kreuz: Schande und Lichtblick zugleich.

"... das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. ... Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. ... das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott."
(1Kor 1,18.22-25.27-29)

1
In unserer Kultur sind Kreuzabbildungen immer noch an vielen Stellen gegenwärtig. Auf Kirchtürmen und Friedhöfen, als Tätowierung und Kettenanhänger, beim Roten Kreuz und in manchen Gerichtssälen.
Ich persönlich finde das einerseits gut, weil es die überlieferte christliche Kultur markiert, andererseits halte ich es für problematisch, dass das Kreuz so präsent ist, wenn gleichzeitig kein inneres Verständnis für seinen Inhalt vorhanden ist.

Samstag, 3. März 2018

Zentrumsverschiebung und Doppelpassion – Predigt zur Tempelreinigung Joh 2,13-25

Das Johannesevangelium macht es seiner Hörer- und Leserschaft nicht leicht. Genau genommen ist es ziemlich unverschämt, wie viele verschiedene Gedanken da in einer kurzen Textstelle zusammengepfercht und uns hingeworfen werden.
Im heutigen Abschnitt (Joh 2,13-25) ist die Rede vom Tempel und seinem Abriss, von einem wütenden Jesus, seinem Tod und seiner Auferstehung, von raffgierigen Händlern und argwöhnischen Kritikern, vom "Menschen" allgemein und von "den Juden" im besonderen.

Um hier etwas mehr Verstehen zu ermöglichen, möchte ich ein paar Verständnisschneisen schlagen, damit klar wird, worum es eigentlicht geht.

Dienstag, 27. Februar 2018

Augenfasten. Eine Anregung im Gefängnis (und anderswo)

"Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg!
Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird." (Mt 5,28-29)

Eine Aussage, die es in sich hat! Jesus, der sie in der Bergpredigt ausspricht, macht damit klar, dass es nicht immer ganz furchtbare Dinge sein müssen, die uns von Gott oder von einander entfernen. Manchmal reicht ein Blick.

Samstag, 24. Februar 2018

Mittendrin ein Aufleuchten. Sonntagsevangelium und Liturgie

"Du erscheinst so schön im Lichtorte des Himmels, / du lebendige Sonne, die zuerst zu leben anfing!"1

Mitten in der Fastenzeit steht wie ein Fremdkörper der Evangelientext des heutigen Sonntags (Mk 9,2-10) mit der Geschichte von der Verklärung Jesu.
Denn dieses plötzliche Aufleuchten des Geheimnisses Jesu vor den drei auf den Berg mitgenommenen Jüngern will nicht so recht passen zum schweren Ernst der Fastenzeit.

Dienstag, 20. Februar 2018

Das Sterben spüren 1 – Michael Köhlmeiers "Der Mann, der Verlorenes wiederfindet"

Während sich in der Natur das Leben langsam wieder zu regen beginnt, erinnert die Christenheit in den Wochen vor Ostern an das Sterben. Genauer gesagt an Jesu Sterben.
Denn die Fasten- oder Passionszeit hat mit dem Hineinspüren in das Leiden Jesu zu tun, mit dem geistlichen Mitgehen seines Sterbens. Viele Lieder, Prozessionen und Andachten, Bilder und Statuen legen durch die Frömmigkeitsgeschichte hindurch ein lebendiges Zeugnis von dem Wunsch ab, Jesu Sterben näherzukommen.

Allein, wie Jesus diesen seinen Tod innerlich verspürt hat, wir wissen es nicht. Nur die Überlieferung seiner letzten Worte, sieben an der Zahl, lässt uns verschiedenste Regungen vermuten – von Vertrauen und großherziger Vergebung über letzte Übergangsregelungen bis hin zu körperlicher Not und schierer Verzweiflung.
(Mit anderem Akzent habe ich dem hier schon einmal unter dem Thema "Gekreuzigt" nachgespürt und Andeutungen und Abwandlungen beispielsweise bei Amos Oz, Antoine de Saint-Exupèry und Batman gefunden.)