Vielleicht sind meine Assoziationen zu
freizügig, aber nachdem ich bei der gestrigen Bundestagsdebatte zum
Hilfspaket für Griechenland den Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor
Gysi hörte, schoss mir die Ökumene und vor allem die
Eucharistiefrage quer.
Samstag, 18. Juli 2015
Donnerstag, 16. Juli 2015
Taizé - Einfachheit und Gemeinschaft
Ich gebe zu, dass ich Taizé
wahrscheinlich lange unterschätzt habe. Die Wahrnehmung eines alles
überflutenden emotionalen Tsunamis, bestehend aus Hitze, netten
Menschen und ewig wiederholten Gebetsgesängen, hatte sich in meiner
Wahrnehmung sehr nach
vorn gedrängt.
Nun war ich wieder in Taizé, habe
manches neu sehen und – neben dem Besuch von Adolfo Nicolás SJ,
dem Generaloberen der Jesuiten, und einigen schönen Gesprächen –
vieles sehr schätzen gelernt. Vor allem zwei Dinge wurden mir klarer
als bei den ersten Besuchen: Einfachheit und Gemeinschaft.
Dienstag, 30. Juni 2015
mürbe werden
Müde bin ich.
Das Kind den ganzen Tag schon so
unruhig. Etwas Sammlung täte gut. Aber überall drängt Unruhe sich
vor. Innen und außen Druck und Geschrei und Leerlauf. Neuköllner
Vorherrschaft einer aggressiven, sich selbst ungewissen Menschheit.
Die eigene Aggression im Straßenverkehr bemerken. Arbeitet sich das
in mich hinein?
Und überall Baustellen!
Mittwoch, 24. Juni 2015
Wer kommt nach uns? - Johannes der Täufer, Hilde Domin und die Umweltethik
Das Geburtstagskind des Tages, Johannes
der Täufer, hat sein Leben als Vorläufer Jesu gelebt.
In diesem Vorläufer-Sinne kann er ein
gutes Vorbild sein, um Bescheidenheit zu lernen. Denn Johannes wusste
sich als Glied einer Kette, in der er eine wichtige, aber letztlich
nur vorletzte, hinweisende Funktion hatte: er stand in der Tradition
der zornigen alttestamentlichen Propheten – und zugleich war er
ganz ausgerichtet auf den, der nach ihm kommen sollte.
Montag, 15. Juni 2015
Alles Umrechnen in Sinn – Über Katja Petrowskajas "Vielleicht Esther"
Die Frage, ob Raum und Zeit in Sinn
umzurechnen seien, schien mir zuerst ein wenig spekulativ. Aber dann
habe ich das unglaubliche Buch "Vielleicht Esther"
von Katja Petrowskaja gelesen. In dieser autobiographischen
Spurensuche feiert das eigentlich vormoderne Denken, nach dem sich im
Namen Sinn verbirgt, seine sprachlich-sinngefüllte Auferstehung.
Sonntag, 7. Juni 2015
Lebendiger und toter Leib – Über die "Kreuzabnahme nach HBG" von Volker Stelzmann und die Kirche
Dieses Jahr hatte ich einen besonderen
Fronleichnamsdonnerstag. Während an vielen Orten Menschen in
Prozessionen hinter dem "lebendigen Leib des Herrn"
hergingen, war ich auf einer Beerdigung, bei der wir den toten Leib
eines Kindes unter die Erde begleiteten.
Im Nachhinein regen sich neben
Betroffenheit und Mitgefühl auch reflektierende Gedanken über
dieses Zusammentreffen in mir. Die Feier des lebendigen und die
Trauer um den toten Leib gehören in der Christentumsgeschichte
schließlich eng zusammen.
Donnerstag, 4. Juni 2015
Fronleichnam – Patronatsfest dieses Blogs
In gewisser Weise kann ein Blog mit dem
Namen "Brot und Glanz" ja nur das Fronleichnamsfest als
Patronat haben. Ein Stückchen Brot, das im Strahlenglanz zu sehen
ist, stellt den ikonographischen Kern des Festes dar. Brot im Glanz
und Glanz ums Brot – das sind die gängigen Bilder für das, um das
es geht.
Sonntag, 31. Mai 2015
Etwas Dreifaltigkeitsmystik von Ignatius von Loyola
Ignatius von Loyola "hatte viel
Andacht zur heiligsten Dreifaltigkeit, und so betete er jeden Tag
unterschieden zu den drei Personen. Und da er auch zur heiligsten
Dreifaltigkeit betete, kam ihm ein Gedanke, wieso er vier Gebete zur
Dreifaltigkeit hielt. Doch dieser Gedanke machte ihm wenig oder keine
Mühe, als eine Sache von wenig Bedeutung."1
In diesen Worten aus seinen (in der
Perspektive der dritten Person verfassten) Lebenserinnerungen kommt
eine Frömmigkeit und ein Fragen zum Vorschein, wie sie uns sicher
nicht sehr geläufig sind.
Dabei hat Ignatius einen genaueren
Blick als beispielsweise ich, wenn ich mich in meinen Gebeten an
"Gott" wende – und dabei nicht nur die Dimension der
Gemeinschaft in Gott weitestgehend außer Acht lasse, sondern ebenso
die Frage, wen ich denn da tatsächlich ansprechen will.
Samstag, 30. Mai 2015
Nachkriegswehen – Literarische Zeugnisse vom Weiterleben
Vor 70 Jahren endete der Zweite
Weltkrieg. Doch den jetzt nach und nach sterbenden Generationen der
Menschen, die ihn unmittelbar erlebten, steckt er noch in den
Knochen. Welche Veränderungen der Krieg in einem Leben bewirkt hat,
hängt wohl weitgehend vom psychischen Grundgerüst ab, mit dem die
verschiedenen Widerfahrnisse verarbeitet werden müssen.
Ich habe in den letzten Monaten mehr
oder weniger zufällig literarische Zeugnisse aus mehreren
unterschiedlich in den Krieg verstrickten Nationen gelesen, die das
nachträgliche Spuken in verschiedener Weise thematisieren. Einige
(nicht exemplarische!) möchte ich kurz vorstellen:
Mittwoch, 27. Mai 2015
Philosophische Erlösungshoffnung – Anmerkungen zu "Gott denken" von Holm Tetens
Der Berliner Philosoph Holm Tetens hat
sich jüngst einer für zeitgenössische Philosophen ungewöhnlichen
Aufgabe unterworfen – er hat versucht, unter dem Titel "Gott
denken. Ein Versuch über rationale Theologie"1
eine vernunftorientierte Theologie als philosophische Fragestellung
wiederzugewinnen.
In der Reclam-Reihe [Was bedeutet das
alles?] schreibt der (nach eigener Aussage) früher selbst agnostisch
und atheistisch argumentierende und "auf der
zeitgeistsicheren Seite beheimatet"2
gewesene Autor demzufolge über die Plausbilität von Theismus und
Naturalismus, über das Verhältnis von Physischem und Mentalem, über
Leid und Freiheit des Menschen – und macht sich schließlich gegen
einen naturalistisch orientierten philosophischen Mainstream für die
"vernünftige Hoffnung"3
auf Gott in einem "theistischen Idealismus"4
stark.
Samstag, 23. Mai 2015
Wie zeigt sich der Geist? - Ein Bilderreigen zur Pfingstsequenz
Graffito, Rixdorf, Berlin, 2015. |
Wenn es um Pfingsten und den Heiligen Geist geht, dann denken viele Gläubige Menschen an Tauben und Feuerflammen, die immer noch beliebtesten typisch biblischen Bilder für den göttlichen Tröster, Lehrer, Beistand, Gabenschenker.
Ich tue mich mit dieser klassischen Bebilderung ehrlich gesagt etwas schwer, auch wenn ich sie im Unterricht teilweise selbst benutze. Finden wir denn keine aussagereicheren Bilder für Gottes Geist als eine nichtssagend friedlich kotende Taube wie links? Dazu kommt: müssen wir IHN überhaupt darstellen?
Sonntag, 17. Mai 2015
Auf Wahrheitssuche: "khroma" - Eine Ausstellung in St. Christophorus Neukölln
"Heilige sie in der Wahrheit"
(Joh 17,17), so bittet Jesus im heutigen Evangelium seinen
himmlischen Vater für die Jünger. Was auch immer "in der
Wahrheit geheiligt zu werden" genau bedeutet, die Frage nach
Wahrheit war für das Christentum immer eine Herausforderung, wenn es
um andere Meinungen ging.
Die Kirche, in der ich dieses
Evangelium heute gehört habe, ist zur Zeit mit einer "khroma"
betitelten Installation der Künstlerin Gabi Schillig ausgestattet.
Mir ging auf dem Weg nach Hause auf, wie gut dieser Text und dieses
Kunstwerk zusammen passen.
khroma von oben. St. Christophorus Neukölln, Berlin, 2015. |
Donnerstag, 14. Mai 2015
Himmlische Liturgie - Die Heimkehr des Sohnes
Die Ostkirche hat zu den Ereignissen des Lebens Jesu und der
Heilsgeschichte schon immer liturgische Linien gezogen. In der Feier
der Liturgie wird durch diese Blickweitung nicht nur die konkret vor
Augen liegende Situation der Feiernden hineingenommen, sondern auch
das Leben Jesu und vor allem die himmlische Liturgie lassen sich in
unserem Feiern erkennen.
Montag, 11. Mai 2015
JosephsReligion 2 – Isaaks Tod und Jesu Tod
Wie vor ein paar Wochen schon
angekündigt, folgt hier nun ein weiteres literarisch-theologisches
Gedankenstück zu Thomas Manns Josephs-Roman. Abrahams Monotheismus
aus der Sicht des Autors hatte ich damals in den Blick genommen –
darum wird es hier folgerichtig um Isaak gehen.
Donnerstag, 7. Mai 2015
Versehrt neu beginnen – Das Kriegsende vor 70 Jahren
Überall kann man man dieser Tage
Informationen, Meinungen und Reflexionen zum Kriegsende vor 70 Jahren
bekommen. Jegliche Gruppe von Beteiligten oder Betroffenen wird
bedacht, die deutsche und die internationale Perspektive mit allen
erdenklichen Folgen, die regionale Kultur und die Spuren in unseren
Städten, alles wird rege angeschaut und kommentiert.
Eigentlich ist alles von allen gesagt.
Und doch frage ich mich, über all die mediale
und politische Aktion hinaus: Warum fasziniert mich persönlich
dieses Ende des nationalsozialistischen Regimes mit seiner
Terrorherrschaft und die militärische Niederschlagung Deutschlands
mit der folgenden Teilung und dem Frieden so?
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Montag, 4. Mai 2015
Dem Grenzenlosen preisgegeben - Glaube, Wissenschaft und Wahnsinn in Remarques "Der schwarze Obelisk"
Es gibt Momente, in denen Menschen eine
Art neuer Offenbarung der Realität haben. Die Dinge und Menschen um
sie herum bekommen eine neue Qualität und erscheinen in anderem
Licht. Das Vorzeichen der Welterfahrung ändert sich, vielleicht nur
für Augenblicke, vielleicht so lebensprägend, dass einer für sein
Leben gezeichnet ist.
Ich habe solche Momente in den letzten
Wochen hier in meinen Gedanken zum Film "Superwelt"
und zum Roman "Stoner" beschrieben. Möglicherweise
liegen solche Momente auch den biblischen Erzählungen der
Begegnungen mit dem Auferstandenen bei den Emmausjüngern oder beim
skeptischen Thomas zugrunde. Ich persönlich erlebe das manchmal in
den atemberaubenden Augenblicken, wenn mir klar wird, was für ein
Wunder dieses Kind ist, dessen Vater ich jetzt seit einem halben Jahr
bin.
Dienstag, 28. April 2015
Das Kind als Sakrament – Geheimnis, Zeichen, Werkzeug, Heil
Ein Kind ist mehr als es selbst. Wie
jeder Mensch lässt es etwas ahnen von der Größe des Schöpfers und
der Schönheit seiner Welt. Und am Kind treten für Gläubige (und
bisweilen auch für Ungläubige) beide, wundersame Schöpfergröße
und überwältigende Weltschönheit, besonders leuchtend hervor.
Freitag, 24. April 2015
Erde und Dichte - Tod und Auferstehung in John Williams' "Stoner"
William Stoner stirbt in diesem Roman
viele Tode. Mobbing, Ehekrach, Entfremdung vom Kind, eine zerstörte
Romanze und vieles mehr. Außerdem beginnt und endet alles mit dem
Tod des Protagonisten. Vom Tod her und auf ihn hin wird der ganze
Roman entwickelt. Aber dazwischen erscheinen auch einige (wenige)
Auferstehungserfahrungen.
Montag, 20. April 2015
Spiritualität der Nichtgleichgültigkeit – Gegen das Flüchtlingssterben
Wenn ich die Nachrichten höre, wird
mir schlecht. Ich kann nur schwer aushalten zu hören, wie viele
Menschen wieder und wieder im Wasser vor Europa umkommen und wie
abgebrüht und weichgekocht die Reaktionen der zuständigen Politiker
sind.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Samstag, 18. April 2015
Zeugen der Auferstehung im Bild
Und noch einmal Bilder. Sie wollen die Begegnung mit dem jungen Mann in weißem Gewand (Mk 16,5) oder mit Jesus selbst (Joh 20,24ff) darstellen und wurden auch von Schülerinnen und Schülern gestellt und von mir bearbeitet (so wie hier und hier).
Das Sonntagsevangelium (Lk 24,35-48) schließt an das Emmausevangelium an und berichtet von einer weiteren Erscheinung des Auferstandenen. Am Ende bekommen die Anwesenden es noch einmal klipp und klar zugesagt: "Ihr seid Zeugen dafür." (v48)
Das Sonntagsevangelium (Lk 24,35-48) schließt an das Emmausevangelium an und berichtet von einer weiteren Erscheinung des Auferstandenen. Am Ende bekommen die Anwesenden es noch einmal klipp und klar zugesagt: "Ihr seid Zeugen dafür." (v48)
Dienstag, 14. April 2015
JosephsReligion – Der Monotheismus Abrahams bei Thomas Mann
Das Romanepos "Joseph und seine
Brüder" von Thomas Mann sei hier unbedingt empfohlen. Neben der
titelgebenden Konstellation geht es darin unter anderem auch um die
Vorfahren Josephs und um die Entwicklung des Ein-Gott-Glaubens dieser
frühen Gläubigen und Vorfahren der Juden und Christen.
Thomas Mann theologisiert
bekanntermaßen auf hohem literarischen Niveau, das er sich durch
jahrelange Beschäftigung mit den altorientalischen und ägyptischen
Religionszeugnissen und Gedankengängen erarbeitet hatte. Die
Konflikte Jakobs mit seinem polytheistisch praktizierenden
Schwiegervater Laban stellt er dabei ebenso heraus wie Fragen nach
Orakeln und Opfern, Gründe für Eingottverehrung und Eingottglaube
und Bezüge zu christlichen Deutungsmustern.
Samstag, 11. April 2015
Die Wunden Gottes berühren - Tomáš Halík und der Apostel Thomas
Das heutige Evangelium (Joh 20,19-31)
steht mit der Erzählung vom zweifelnden Thomas traditionell im
Zeichen derer, die angesichts der Auferstehung Jesu nachhaken, die
daran zweifeln oder gar nicht glauben können.
Aber der Evangelientext hat noch eine
weitere Pointe, die der tschechische Priester, Professor und
Psychologe Tomáš Halík in seinem Essayband "Berühre die
Wunden" aufnimmt und erläutert.
Vor einigen Tagen sprach er auch bei
einer Veranstaltung
in der Katholischen Akademie Berlin und bot dort auch einige Thesen
aus seinem Bestseller "Geduld mit Gott" dar, in dem er
einige originelle Gedanken zu Atheismus
und zweifelnde Distanz
zu Gott referiert. Das Folgende schließt sich an diese Überlegungen
an.
Donnerstag, 9. April 2015
Die Wunden zeigen - "Das verschwundene Museum" im Bode-Museum
Zerstörtes Gesicht. Bode-Museum, Berlin, 2015. |
Krieg tangiert immer auch die Kunst.
Die Zerstörungen von jahrtausendealten Kulturgütern durch die
IS-Terroristen im Nahen Osten zeigen dies ebenso wie die
Streitigkeiten um mögliche Restituierungen bei der Sammlung Gurlitt
und in staatlichen Sammlungen. Im letzten Jahr zogen zudem die
"Monuments Men" von George Clooney durch die Kinos und
versuchten, Kunstwerke vor dem Krieg und den Nazis zu retten.
Im Berliner Bode-Museum wird seit
einigen Tagen in einer beeindruckenden Ausstellung gezeigt, welche
Verluste der von deutschem Boden ausgehende Krieg den Berliner
Skulpturen- und Gemäldesammlungen zugefügt hat.
Montag, 6. April 2015
Der Emmausgang ist eigentlich ein Liturgieablauf
Dass die Geschichte der beiden
Emmausjünger (Lk 24,13-35) die urchristliche Gemeinde für die
Gegenwart Christi in der eucharistischen Feier sensibilisieren
sollte, dürfte nachvollziehbar oder bekannt sein. Die Jünger, die
Jesus beim Brotbrechen erkennen (v35), stehen für alle Christen, die
sich zu dieser Feier versammeln; auch die heutigen Christen können
dieses Offenhalten für die Gegenwart Gottes unter sich aus dem Text mitnehmen.
Aber wenn man die Geschichte genauer
liest, lässt sich in ihrer Komposition außerdem der Ablauf
eines typischen Gottesdienstes erkennen.
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Sonntag, 5. April 2015
Ostersonntag: Erhebet die Herzen - Der Herr ist auferstanden!
Halleluja!
Der Herr ist mit uns, er ist lebendig und erhebt unsere Herzen zu ihm.
Bei ihm sind unsere Herzen und so singen wir voller Dank und freuen uns in ihm, wie es der Gegenwart des lebendigen Gottes unter uns würdig und angemessen ist.
Der Herr ist mit uns, er ist lebendig und erhebt unsere Herzen zu ihm.
Bei ihm sind unsere Herzen und so singen wir voller Dank und freuen uns in ihm, wie es der Gegenwart des lebendigen Gottes unter uns würdig und angemessen ist.
Was in der Eucharistiefeier als
liturgischer Dialog das Hochgebet einleitet, verbirgt manchmal etwas
die jubelnde Fülle der christlichen Freude angesichts der
Auferstehung, die da gefeiert wird. Das neue Leben wirkt ja schon in
uns, es gestaltet uns um, wir feiern es und bekommen immer wieder
Anteil an diesem Leben Christi in der Teilnahme am eucharistischen
Mahl.
Freitag, 3. April 2015
Kafreitag: Nacht auf Erden - Charles Péguy zum Tod Jesu
In seinem großen Hymnus "Das Tor
zum Geheimnis der Hoffnung" schließt Charles Péguy mit einem
Lied Gottes an die Nacht. In der biblischen Tradition hat die Nacht
vielfältige Bedeutungen: die Nacht des Auszugs aus Ägypten, die
Nacht der Geburt Jesu, die Nacht des Verrats, die Nacht der
Auferstehung. In Péguys kraftvoller Sprache und in der Frömmigkeit
des beginnenden 20. Jahrhunderts lässt Gott sich von der Nacht
erinnern an seine Schöpfung und an seinen Sohn:
Donnerstag, 2. April 2015
Jünger werden - Abendmahl auf der Straße am Gründonnerstag
Heute habe ich an einer
Straßentheater-Aktion teilgenommen. Auf öffentlichen Plätzen in
Berlin entstand das Letzte Abendmahl in der bekanntesten Bildversion
nach Leonardo da Vinci als Standbild.
Das ist eine Erfahrung, die sehr in die
Tiefe führen kann: Wir sind Jesus durch die Straßen Berlins
gefolgt, Aprilhagel hat uns frösteln lassen, das Brot haben wir mit
ihm gemeinsam gegessen, aufgebrochen sind wir nach der Ankündigung
des Verrats.
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Dienstag, 31. März 2015
Passionsbilder selbstgemacht
Zur Erhellung der Heiligen Woche habe ich (wie letztes Jahr) wieder Schattenbilder mit meinen SchülerInnen gemacht. Auch dieses Mal sind es, angelehnt an den klassischen Kreuzweg, Teile der Passionsgeschichte Jesu, die von den SchülerInnen weitgehend selbstständig in Szene gesetzt wurden. Anschließend habe ich das fotografiert und die Fotos bearbeitet.
Einige Bilder lassen sich gut zum Geschehen der Heiligen Tage in Jerusalem meditieren.
Einige Bilder lassen sich gut zum Geschehen der Heiligen Tage in Jerusalem meditieren.
Samstag, 28. März 2015
Heulkrampf und Trösteramt – 14 Thesen im Zugehen auf die Heilige Woche
1
Wenn Christen auf der ganzen Welt in
diesen Tagen des Leidens Jesu und seines Todes am Kreuz gedenken,
können viele von ihnen diese Passion aus ganz persönlichen Gründen
mitvollziehen und sich mit ihrer Lebenssituation wiederfinden im
Schmerz Jesu und in der Trauer der Jünger.
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Donnerstag, 26. März 2015
Ein Brot – ein Leib. Annäherungen an die Eucharistische Ekklesiologie
Die Kirche ist für die meisten
Christen kein besonders interessantes Thema ihrer Frömmigkeit oder
ihres persönlichen Glaubens. Dabei war die Kirche als theologische
Größe das entscheidende Thema des Zweiten Vatikanischen Konzils
(1962-1965), so dass es zu gewaltigen theologischen
Akzentverschiebungen der Sicht auf die Kirche und noch mächtigeren
mentalen Umbrüchen in Denken und Frömmigkeit kam.
Sonntag, 22. März 2015
"Superwelt" - Gott spricht im Film von Karl Markovics
Wie kommt Gott in das Drehbuch für
einen Kinofilm? - Für den Regisseur von "Superwelt",
Karl Markovics, war es klar: "Dazu kann ich nur sagen, dass
das vielleicht das einzige Thema ist, an dem wirklich niemand
vorbeikommt."
Darüber kann man sich, vor allem in
Berlin, trefflich streiten, aber wer sich damit beschäftigt, was es
mit Menschen machen kann, in deren Leben Gott plötzlich auftaucht
und spricht, der kommt an diesem Spitzenfilm nicht vorbei.
Auf der diesjährigen Berlinale war er schon zu sehen, in Österreich kommt er gerade ins Kino, hoffentlich auch bald in Deutschland.
Auf der diesjährigen Berlinale war er schon zu sehen, in Österreich kommt er gerade ins Kino, hoffentlich auch bald in Deutschland.
Dienstag, 17. März 2015
"Ich bin nichts" – Über "Die Gasse der dunklen Läden" von Patrick Modiano
"Ich bin nichts. Nichts als
eine blasse Silhouette, an diesem Abend, auf der Terasse eines Cafés.
Ich wartete darauf, daß der Regen aufhörte, ein Schauer, der in dem
Moment eingesetzt hatte, als Hutte sich von mir verabschiedete."1
So beginnt "Die Gasse der dunklen
Läden" von Patrick Modiano. Zugegeben, ich hatte vor der
Verleihung des Literatur-Nobelpreises noch nie etwas von ihm gehört
oder gelesen. Aber nun habe ich probiert – und wurde nicht
enttäuscht. So greife ich ein paar Gedanken heraus, die ich bei der
Lektüre interessant fand.
Freitag, 13. März 2015
zerbrechen und zerbrochen
Die Fastenzeit ist auch eine
Zeit der Besinnung auf unser Leben.
Zwei Aspekte sind vielleicht
besonders anschauenswert. Da ist einerseits das, was schiefgegangen
ist, wo wir gelitten oder Wunden davongetragen haben – und
andererseits das, wo wir schuldig geworden sind und gefehlt haben.
Samstag, 7. März 2015
Tempelreinigung am Weltfrauentag
Mit dieser
Zusammenstellung ist eigentlich alles gesagt.
Nicht gemeint
sind Putzen und Saubermachen.
Vielmehr geht es
um das Eintreten für Gottes Ehre (Joh 2,13-25).
Nicht Gewalt, sondern Liebe fordert diese Ehre von uns.
Nicht Krämertum,
sondern Versöhnung in Gottes Namen.
Dienstag, 3. März 2015
"Der Herr zeige es euch" – Über die Gewissensprüfung
Am letzten Sonntag waren die
Erstkommunionkinder in Vorbereitung auf ihr großes Fest
aufgefordert, sich im Gottesdienst die Dialoge zwischen dem Liturgen
und den Gläubigen zu notieren. Manche machten das sehr
pflichtbewusst, andere eher lässig. Als ich einen Blick auf einen
der Zettel warf, las ich "Der Herr zeige es euch" und
musste grinsen. Da war wohl etwas durcheinander geraten, denn das
hatte der Priester sicher nicht gesagt.
Samstag, 28. Februar 2015
Wochenostern!
Wenn ich meine Schülerinnen und
Schüler frage, warum an den Sonntagen in der Fastenzeit nicht
gefastet wird, ist meist nicht bekannt, dass oder gar warum das so
ist. Auch Erwachsene halten das "Fastenbrechen" am Sonntag
oft für inkonsequent oder eine fast schon unmoralische Erleichterung
– wenn sie fasten, möchten sie ihr Experiment lieber
ununterbrochen "durchziehen".
Dabei hat die Fastenzeit offiziell 40
Tage und wer vom Aschermittwoch ab rechnet, wird feststellen, dass es
bis Ostern 46 Tage sind, die sechs Fastensonntage also nicht als
Fasttage mitgezählt werden.
Warum aber wird sonntags nicht
gefastet?
Donnerstag, 26. Februar 2015
Was ist normal? - Kulturkritik im Roman "Herr Jensen steigt aus" von Jakob Hein
Der
alleinstehende Herr Jensen steckt nach seiner Entlassung in einer
Lebenskrise. Zum einen hat er sein Studium nicht abgeschlossen, da er
sich nach und nach immer mehr auf seinen ursprünglich zur
Finanzierung des Studiums begonnenen Job als Postbote konzentrierte
und nun ohne Ausbildung oder Beruf da steht, zum anderen, weil ihm
nur wegen seiner langanhaltenden Tätigkeit gekündigt wird, und er
fest übernommen werden müsste, was sich die Firma nicht leisten
kann. Dergestalt vom Arbeitsmarkt ausgespuckt beginnt er, wie viele
Menschen mit seinem Schicksal, exzessiv fernzusehen. Nach und nach
durchsucht der pedantische und ordnungsliebende Einzelgänger das
Fernsehprogramm nach einem versteckten Sinn, zeichnet auf,
vergleicht, notiert, führt Listen. Plötzlich kommt ihm die
Erkenntnis:
Sonntag, 22. Februar 2015
Seine Einstellung ändern - Ein Übersetzungsreigen zu Mk 1,15
Am Ersten Sonntag der Fastenzeit wird
Jesu erstes Wort nach dem Markusevangelium vorgetragen (Mk 1,15).
Es ist die Zusammenfassung seiner
ganzen Heilsbotschaft für die Menschen – und sie wird, je nach
Übersetzung, in sehr unterschiedlichen Worten verdeutscht.
Samstag, 21. Februar 2015
"Gott gottungleich" bei Jan Twardowski - Über Distanzlosigkeit
Die beginnende Fasten-
oder Passionszeit stellt Jesu leidende Menschlichkeit in den
Mittelpunkt des liturgischen Gedenkens. Als ganz auf der Seite der
Menschen Stehender nimmt er jede Distanz zwischen Gott und
seinen Geschöpfen fort.
Aber kommt Gott so auch heute noch an? Macht die Distanzlosigkeit Gottes ihn in Jesus nicht verletzbar, zum Beispiel durch religiöse Satire und
ihre ganz anders geartete Distanzlosigkeit?
Mittwoch, 18. Februar 2015
Sich selbst fasten - Über ein Gedicht von Andreas Knapp
Sich selbst fasten - so ließe sich das
Gedicht auch überschreiben, das Andreas Knapp mit "Fasten"1
betitelt. Dabei geht es wiederum nicht in erster Linie um Fasten als Spaßbremse
oder vornehmlich darum, die Fastenzeit als "Sieben Wochen ohne"
irgendetwas zu leben, sondern um eine Neufokussierung.
Das Thema des Gedichtes und der
Fastenzeit lautet damit: Weg von der eigenen einsamen Enge hinein in
die Weite Gottes! Mit Jesus von der Selbstbezogenheit zur Freigiebigkeit!
Samstag, 14. Februar 2015
"Werde rein!" - Oblationstheorie im Vollzug
So wie Jesus den Aussätzigen im
heutigen Evangelium (Mk 1,40-45) heilt und ihn mit dem Satz "Ich
will es – werde rein!" (v41) in die soziale und kultische
Gemeinschaft zurückführt, so feiern die Christen Sonntag für
Sonntag ihr heilendes Eintreten in die Versammlung um den Tisch des
Herrn.
So wie in der Eucharistiefeier die
Gaben zum Altar gebracht werden, so bringen auch die Gläubigen sich
dorthin. Denn mit Brot und Wein bringen sie ihre ganze Welt zu Gott
hin, wie schon an den vorhergehenden Bitten deutlich wird.
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Mittwoch, 11. Februar 2015
Kühlschränke sehen, Zukunft denken
Eine Gesellschaft, die mit der Institution Kühlschrank sowie den
Werten und Prinzipien dieser weißen Riesen zunehmend weniger
anzufangen weiß, benötigt vor allem zwei Dinge: Einmal eine Antwort
darauf, wie die Sehnsucht nach Kühle und (neudeutsch) Coolness in
der postinstitutionellen Ära befriedigt werden kann. Und zum anderen
intelligente Umnutzungskonzepte für die nun nicht mehr gebrauchten
alten Modelle mit ihrer spezifischen Aura und den darin liegenden
Möglichkeiten.
Zur ersten Frage einige grundsätzliche Thesen, zur zweiten eine repräsentative Bilderreihe aus der Region.
Zur ersten Frage einige grundsätzliche Thesen, zur zweiten eine repräsentative Bilderreihe aus der Region.
Samstag, 7. Februar 2015
Durch ihn und mit ihm und in ihm
Eine liturgische Formel, die ich immer
schon faszinierend finde, ist die Große Doxologie am Ende des
Eucharistischen Hochgebets. Nach der Erinnerung an die Heilstaten
Gottes in der Geschichte, nach der Einreihung in die weltumfassende
Christenheit, nach der Vergegenwärtigung der himmlischen Kirche und
nach der Hoffnungsbitte für die Verstorbenen, wenn also alle und
alles im Geiste vor Gott gebracht wurde, dann spricht der Priester
als dankenden Abschluss all dessen im Blick auf Jesus Christus:
Dienstag, 3. Februar 2015
Evangelische Gedanken zum kirchlichen Einheitsamt von Wolfhart Pannenberg
Nachdem ich schon zwei Mal fremde und
eigene Gedanken zum Thema eines Papstamtes an dieser Stelle
präsentierte, fielen mir gerade einige "Thesen zur Theologie
der Kirche"1
des jüngst verstorbenen evangelischen Systematikers Wolfhart
Pannenberg zu dieser Frage in die Hände, die ich kurz vorstellen
will.
Samstag, 31. Januar 2015
"Wovon sollen wir träumen?" - Frida Gold und die Dämonen
Wenn es um Religiöses in der
zeitgenössischen Popmusik geht, ist man gut beraten, genau
hinzuschauen. Denn nicht überall will es sich so leicht zu erkennen
geben wie bei Herbert Grönemeyers kritischem "Stück vom
Himmel" oder im neulich hier betrachteten "OMG!" von
Marteria.
Gerade in Frida Golds Hit "Wovon sollen wir träumen" werden am laufenden Band religiöse
Themen angestoßen und existenzielle Fragen aufgerissen, die in ihrer
Aktualität doch religiöse Erfahrungen schon der ältesten Zeiten
reflektieren – auch wenn sie sich zunächst hinter der klagenden
Beschreibung der typischen Lebensweise vieler junger Leute in Berlin
und anderswo verbergen.
Dienstag, 27. Januar 2015
Jakob Wassermann - Es ist vergeblich
Bundespräsident Gauck hat ihn heute in
seiner Rede während der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer
des Nationalsozialismus erwähnt – Jakob Wassermann, den großen
Erzähler, den meisten nur durch den Caspar Hauser bekannt.
Beim Zitat des Bundespräsidenten
fielen mir die folgenden Zeilen aus dem autobiographischen Buch
Wassermanns "Mein Weg als Deutscher und Jude" ein, das ich
vor einigen Jahren mit großem Interesse gelesen habe – und das mit
einem gewaltigen Klage-Monolog schließt.
Die Resignation und Enttäuschung des
deutschen Juden muss beim Abfassen 1921 schon gewaltig gewesen sein.
Sonntag, 25. Januar 2015
Ausrottung und Würde – Gedanken zum Holocaust und seinen Opfern
Die Zeitungen sind voll von diesem
Thema, jetzt, da sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum
siebzigsten Mal jährt und nur wenige Zeitzeugen noch leben. In mir
kommen eine Menge Gedanken wieder, vor allem wenn ich auf mein Jahr
Freiwilligendienst mit ehemaligen Häftlingen in der Westukraine vor
13 Jahren zurück schaue – und darauf, wie ich seitdem von diesen
Erfahrungen geprägt bin.
Samstag, 17. Januar 2015
Zugehörigkeit? - Gedanken über "The Homesman"
Dies ist ein sehr drastischer Film.
Nicht in erster Linie wegen der vielen intensiven Szenen voll
körperlicher und seelischer Versehrtheit. Sondern mehr noch wegen
der moralischen und philosophischen Fragen, die er aufwirft.
Montag, 12. Januar 2015
Sonnenfinsternis oder Universalismus? Was der Gewalt folgt
Der erste Schock nach den
grausigen Taten der islamistischen Terroristen in Frankreich ist
gerade vorbei. Sicherheitsmaßnahmen und öffentliche Trauer
bestimmen das mediale Bild. Zugleich versuchen der Front National und
die deutschen Pegidisten, die Angst auf ihre islamophoben Mühlen zu
leiten, während andere dem interreligiösen Dialog und sozialer
Einhegung das Wort reden.
Doch was folgt aus diesem
Exzess der Gewalt, wenn man von politischen Reden, polizeilichen
Vorsichtsmaßnahmen und religionsdialogischen Absichten absieht?
Einige unspezifische Gedanken.
Dienstag, 6. Januar 2015
Ausrasten vor Freude – Ein Übersetzungsreigen zu Matthäus 2,10
Es ist, wie es immer war: Aus dem
Morgenland kommen Leute, die den Eingesessenen Angst machen. Der sich
andeutende Statusverlust gebiert Panik (vgl. Mt 2,3f.16).
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