Mittwoch, 25. Mai 2016

Protzposaune oder Kenosis? Fronleichnam zwischen den Fronten

Oft sind mir Menschen, die ihre Überzeugung und Meinung mit aller Macht laut in die Welt hinausposaunen, etwas unsympathisch. Ich möchte lieber nicht behelligt werden von den vielen Vorteilen veganer Ernährung oder den ungeheuerlichen Verbrechen, derer sich die Politiker oder Asylsuchenden wieder einmal schuldig gemacht haben. Wer eine Vorliebe und einen wie auch immer ausgeprägten säkularen Glauben hat, möge damit glücklich werden ohne mir seine Gedanken dazu in die Magengrube zu rammen.

Samstag, 21. Mai 2016

Nicht tragbare Botschaft? - 100. Katholikentag im Osten

"Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen." (Joh 16,12)

Der Katholikentag in Leipzig naht geschwind. Einige Aufmerksamkeit ist ihm im Vorfeld ja deshalb zuteil geworden, als die Wahl für diesen 100. Jubiläums-Katholikentag auf eine Stadt im weitgehend entchristlichten Osten der Republik fiel.
Wenn ich vor diesem Hintergrund einen Blick auf das Evangelium des Dreifaltigkeitssonntags werfe, dann sticht mir der erste, oben zitierte Satz in die Augen – Jesu Botschaft ist größer als das, was in die Herzen der Menschen passt. Vielleicht bietet der Satz darum eine passende Einstimmung auf das Umfeld des großen Treffens am langen Fronleichnamswochenende.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Der Heilige Geist relativiert alles – auch Bibel, Tradition und Amt

Wenn Pfingsten bedeutet, dass Gott selbst in seinem Geist mitten unter den Menschen gegenwärtig ist, dann bedeutet das eine Relativierung aller anderen Wege und Mittel, mit Gott in Verbindung zu treten, weil er ja schon unmittelbar da ist. Auch der wichtigsten christlichen Bezugsgrößen.

Samstag, 14. Mai 2016

Pfingsten - Fest des Alltags und der Welt

Jede der göttlichen Personen hat eine bestimmte Form des Weltbezugs. Der Vater schuf und erhält alles, was nicht Gott ist, der Sohn kommt in die Welt und verkündet den Vater. Der Geist schließlich heiligt und vollendet die Welt – und im Heiligen Geist werden wir Menschen beteiligt an dieser Aufgabe.
Doch die Welt bleibt dabei Welt. Allerdings kann Gott schon mit der Schöpfung und viel mehr noch seit der Menschwerdung des Sohnes mitten in ihr gefunden werden.

Freitag, 13. Mai 2016

Kernkompetenzen der Demokratie sind Gaben des Geistes

Neulich habe ich eine grandiose Kurzanalyse unserer Gesellschaft am Beispiel des Wissenschaftsbetriebes gelesen. Der Autor ist der Philosoph Michael Hampe von der ETH Zürich und er macht sich in der ZEIT (vom 04.05.) Gedanken über die Amoralität von Wissenschaftlern, deren genuine Aufgabe des "Wissensschaffens" er im Klima westlicher Konkurrenzgesellschaften nicht mehr ohne weiteres für möglich hält. Denn durch die Verallgemeinerung und Vulgarisierung der ökonomischen These von Adam Smith, wonach "das Streben nach partikularem Eigennutz und die sich daraus ergebende Konkurrenz auf Märkten den allgemeinen Wohlstand fördere", sieht er "einen narzisstischen Persönlichkeitstyp" mit einem "starken Willen zur Durchsetzung eigener Interessen" begünstigt.

Das wiederum behindere insbesondere wissenschaftliche Arbeit, weil für diese einige demokratische "Kernkompetenzen" nötig seien, die er anschließend benennt.

Dienstag, 10. Mai 2016

Entstehung neuer Glaubensräume? – Eröffnung eines Pastoralen Raumes in Berlin

Gerade habe ich einen außerordentlichen Gottesdienst in der Kirche St. Richard im Norden Neuköllns besucht, Erzbischof Koch und Teile des Ordinariats, viele Hauptamtliche aus den Pfarrgemeinden und anderen Orten kirchlichen Handelns waren vor Ort und es wurde Eucharistie gefeiert.

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Ich hatte ein eigenartiges Gefühl dabei: man feiert den Beginn einer so genannten "Entwicklungsphase", weil eine Umstrukturierung der kirchlichen Arbeit vorgenommen werden muss, die auf größtenteils nicht beeinflussbaren Umständen fusst. Es drängt sich also der Eindruck auf, dass nicht aus eigener Entscheidung heraus, sondern aus der Notwendigkeit der Fakten gehandelt wird, die auch auf der Homepage des Erzbistums benannt werden: "Ein verändertes Verhältnis des modernen Menschen zu Glaube und Kirche, die Nöte der Zeit, der demographische Wandel, die sinkende Zahl der Priester".

Sonntag, 8. Mai 2016

Eins sein in Liebe - Kriegsende und Muttertag in einem

Der naheliegendste Gedanke zum heutigen Evangelium am 8. Mai, dem Jahrestag des Kriegsendes, ist für mich die Verbindung der Bitte Jesu um die Einheit aller Menschen (Joh 17,21) mit der Einsicht der kriegführenden Parteien nach Ende des Krieges, dass es eine Instanz der Einheit braucht. So kam es einige Jahre später zur Gründung der Vereinten Nationen. Und auch die vorwiegend christlich motivierten Gründungsväter der Europäischen Union hatten die Einheit der Völker zum Ziel.
Doch der Krieg ist auch 70 Jahre nach 1945 nicht aus der Welt, mancherorts tobt er schlimm wie lange nicht. Und auch von Einheit der Völker keine Spur, nicht in der EU, nicht in den Vereinten Nationen, nirgends.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Einer geht voraus – Himmelfahrt aus Sicht der Wartenden

Einer geht voraus und verspricht, die anderen nachzuholen.
Ihre Sehnsucht nach einem ganz neuen Anfang treibt auch sie nun an.

Noch ungläubig staunend, dass es einer wirklich schaffen kann,
Fragen sie sich, ob auch ihnen solche Zukunft winken wird.
Auf die Rettung ausgerichtet ist von nun alles.

Denn der Eine, der Starke, er hat den engen Weg genommen
Und versprach, dass sie die Todeswasser nicht schmecken werden,
Dass er auch sie heimholt, sie, seine Familie, Geschwister und Kinder.

Sonntag, 1. Mai 2016

"Einen Tempel sah ich nicht ..." – Revolution der Unmittelbarkeit

Die Vertreter der revolutionären Utopie der einstmaligen Arbeiterbewegung werden sich zu den bekannten klamaukartigen Tumulten und Gewaltorgien auch in diesem Jahr wieder in Berlin und an anderen Orten zusammenfinden.
Da das Christentum eine Selbstentfremdung durch was auch immer ebenfalls ablehnt und vielmehr geschwisterliche Gerechtigkeit und umfassende Befreiung sucht, ließen sich auf inhaltlicher Ebene durchaus Berührungspunkte finden – mit den bewährten Abgrenzungen gegenüber Hass als Grundlage des Diskurses und brachialer Gewalt als Mittel seiner Durchsetzung.
Und mit einem anderen Ziel.

Samstag, 30. April 2016

"und" - Blogpoesie eines Fortgeschrittenen

Eine Anmerkung in eigener Sache:
Mit dem letzten Beitrag habe ich hier nun genau 300 Posts zu verschiedensten Themen abgelegt. Mit diesem Fortschreiten verbinde ich einen kleinen Rückblick.
Wichtig ist mir beim Schreiben in der Regel, dass neue Beziehungen zwischen Dingen aufscheinen können, die sonst nicht so stark betont werden.
Ein Ziel dieses Blogs ist nämlich, Denkgewohnheiten zu irritieren, nicht immer durch die einzelnen Inhalte, Gedanken oder Themen, sondern eher durch ungewöhnliche Zusammenstellungen.
Besonders in den Posttiteln (oder auch beim Namen des Blogs selbst) versuche ich dies zu verdichten – mal mehr mal weniger originell.

Grammatikalisch dient mir dazu die schöne Konjunktion "und", die aus diesem Grund auch eine eigene Verschlagwortung bekommen hat und an dieser Stelle mit einer Auswahl an Titeln zu Ehren kommen soll.

Mittwoch, 27. April 2016

"Liebe und Wohlwollen zu den Deutschen" – Petrus Canisius als zweiter Apostel Deutschlands

"Sie sollen die erforderliche Gewandtheit im Umgang mit den Deutschen, besonders mit den führenden Männern besitzen ... Im Gespräch sei man weder sarkastisch noch überheblich; vielmehr lasse man sich von Liebe und Wohlwollen zu den Deutschen leiten und sei in Gedanken und Worten offen zu ihnen. ... Die Deutschen werden durch Höflichkeit und Bescheidenheit, die unsere Patres auszeichnen sollten, ... gewonnen ..."1

So schrieb der Jesuit Petrus Canisius 1565 an die Zweite Generalkongregation seines Ordens, um den dort versammelten Patres mitzuteilen, welche Fähigkeiten und Haltungen Ordensangehörige in Deutschland haben müssten.

Sonntag, 24. April 2016

Treue gegenüber Koran und Grundgesetz – Gedanken über den Islam in Deutschland

Der Mann spricht mir aus dem Herzen!
Dass Kardinal Wölki sich in seinem heutigen "Wort des Bischofs" so eindeutig zur Religionsfreiheit geäußert, zur Gleichberechtigung der verschiedenen Religionen vor dem Recht bekannt und von den Diffamierungen der AfD distanziert hat, ist ihm hoch anzurechnen: "Wer 'Ja' zu Kirchtürmen sagt, der muss auch 'Ja' sagen zum Minarett."
Man muss den Islam noch nicht einmal mögen, um das zu sagen, man muss einfach nur dem Grundgesetz folgen.

Wenn man sich mit der durch die AfD nun einmal herbeigepöbelten Debatte ernsthafter und tiefer auseinandersetzen will, lohnt ein Blick in das 2009 erstmals erschienene wunderbare Buch "Wer ist wir"1 von Navid Kermani über "Deutschland und seine Muslime". Als in Deutschland geborener Sohn iranischer Einwanderer hat der Autor aus eigenem Erleben mit den Fragen von Identität, Fremdzuschreibungen und Minderheitenstatus zu tun – und reflektiert dies als gläubiger Muslim, Korankenner und Einheimischer in der deutschen Hochkultur.
Im genannten Buch benennt er eine Reihe heute hochaktueller Punkte, die ein sachlich-differenziertes Gegengewicht zu sonst oft zu hörenden Allgemeinplätzen bieten – und von denen ich einige aus genau diesem Grund hier referieren will.

Mittwoch, 20. April 2016

Wie geht Integration? - Eine Foto-Reflexion vom Tempelhofer Feld

Wenn nun alle Welt über die Integration von muslimischen Flüchtlingen in europäisch-westlich geprägte Gesellschaften spricht - und die AfD sich überdeutlich gegen den Islam stark macht, nehme ich dies zum Anlass für eine fotografische Reflexion anhand eines inzwischen überregional bekannten Ortes in Berlin.

Dem Tempelhofer Feld sieht man den Gang seiner Geschichte nur an einigen Stellen an: es war sowohl militärischer Paradeplatz als auch Flugplatz für die Rosinenbomber, es war Ort eines Konzentrationslagers und ist heute Freizeitpark - auf dem zugleich mehrere tausend Flüchtlinge in den ehemaligen Hangars wohnen. 

Das Feld ist sozusagen ein Querschnitt durch Deutschland.

Sonntag, 17. April 2016

... und sie folgen mir nicht - Der gute Hirte und der Prophet Jona

"Ich kenne meine Schafe und sie folgen mir" (Joh 10,28) heißt es im Evangelium dieses Sonntags aus dem Munde Jesu.
Fromme Christen würden von sich wahrscheinlich auch sagen, dass Gott sie kennt und liebt und sie sich bemühen, in seiner Gegenwart zu leben und ihm in ihren alltäglichen Herausforderungen zu folgen. Aber dass sie es schaffen, dem Ruf Jesu tatsächlich immer zu folgen und sich ihm selbst dadurch wirklich nahe zu fühlen, werden sicher nur wenige behaupten. 

Freitag, 15. April 2016

Amoris Laetitia 2 – Selbstkritik und Selbstbeschränkung der Kirche

Der Blick in das zweite Kapitel des päpstlichen Schreibens bietet einen Rundumschlag über die "Wirklichkeit und die Herausforderungen" (Kapitelüberschrift, AL 311) der Familie. [Hier Gedanken zum ersten Kapitel] Die Welt, in der Familien heute leben, soll wahrgenommen und reflektiert werden – nicht nur gesellschaftliche, sondern auch kirchliche Lichtblicke und Dunkelheiten kommen dabei in den Fokus und bieten spannende Verschiebungen zu bisherigen Äußerungen der Päpste zu diesen Themen.

Dienstag, 12. April 2016

Weißbrot und Leichentuch – "Änderungen" von Hilde Domin eucharistisch gelesen

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Wie wir gerade am Fall des Schmähgedichtes von Jan Böhmermann erleben, entscheidet nicht zuletzt die mögliche oder wirkliche inhaltliche Einbettung über Charakter und Aussageabsicht eines Textes – ob dessen Zeilen also Satire oder Beleidigung oder gar ein "Zwitter" aus beidem (so Bernhard Pörksen bei "Anne Will") seien. Diese tatsächliche oder nur gewollte Einbettung kann, auch je nach persönlicher Betroffenheit, durchaus sehr verschieden erfahren, interpretiert oder gar abgelehnt werden – und wird damit zu einer entscheidenden Größe bei der Beurteilung.
Mehr möchte ich gar nicht dazu sagen, denn kompetentere Kommentatoren haben hier schon viel gesagt.
Was mich an der Frage der Einbettung oder Einordnung aber beschäftigt, ist die Grenze der Interpretierbarkeit. Gewöhnlich verfahre ich in diesem Blog relativ frei damit, ziehe mir die Inhalte auf einen für mich lesbaren Grund und kommentiere im Sinne dieses meines Grundes.

Samstag, 9. April 2016

Erste Gedanken zu Amoris Laetitia – Über Familie und Dreifaltigkeit

Wie viele andere medial aktive Menschen vesuche ich mir gerade eine erste Meinung zur päpstlichen Zusammenfassung der beiden Außerordentlichen Bischofssynoden zum Thema Familie zu erarbeiten. Da sowohl die Konservativen wie auch die Liberalen ihren zum Teil starken Enttäuschungen bereits mehr oder minder polemisch Luft gemacht haben, scheint es spannend, sich mit dem Text selbst auseinander zu setzen.

Ich lese also im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Amoris Laetitia" und finde bisweilen pointierte Gedanken, die sich teilweise auch schon als Memes im Netz finden.
Vielleicht ist diese Weise des Herauspickens einzelner Sätze wirklich eine gute Möglichkeit der Annäherung, nämlich an mehr oder weniger exemplarischen Passagen eine individuelle Vertiefung zu wagen.

Samstag, 2. April 2016

Zwischen Erfahrung und Vertrauen: Mit William James und Charles Taylor zum Apostel Thomas

Dem Apostel Thomas geht es im Evangelium nach dem Osterfest so wie uns – auch wir haben Jesus nicht selbst gesehen und müssen uns darauf verlassen, dass trotzdem wahr ist, was uns da erzählt wird über seine Auferstehung.
Und doch gibt es oftmals den Wunsch,religiöse Wahrheiten selber tief und existenziell zu erfahren. Religiöse Erfahrung als Bestätigung des Überlieferten, die Wirkung des göttlichen Geistes oder die Gnade Gottes spürbar erleben und sich nicht nur auf das trockene Wort verlassen müssen. 
Da spiegelt sich der Titel des Blogs – hartes Brot des Vertrauens und Glanz des eigenen Erlebens stehen neben- und manchmal auch gegeneinander.

Dabei ist gegen ursprüngliches religiöses Erleben nichts zu sagen – auch die Erstzeugen hatten schließlich ihre ganz persönlichen eigenen Erfahrungen, aus denen heraus sie dann erzählen und bezeugen konnten. Nur ist diese Erfahrung eben nicht jedermann gegeben.

Freitag, 1. April 2016

Die Auferstehung ist kein Schmetterling - Vom Unerwartbaren

Bilder und Vergleiche für das österliche Auferstehungsgeschehen zu suchen, finde ich schwierig. Meist wird irgendein Teilaspekt herausgegriffen, während andere Ebenen des Bildes völlig schief hängen oder das Ganze konterkarieren. 

Donnerstag, 31. März 2016

Bloß kein neues Leben 2 – Wiedergeburt und Auferstehung im Vergleich

Ich habe den Eindruck, dass die Zeit vorbei ist, in der man sich im westlich geprägten Teil der Welt den naiven Wunsch nach Wiedergeburt im angeblich buddhistischen Sinne hegen konnte, weil man glaubte, dann könne man in einem weiteren Leben Dinge nachholen oder verbessern oder sonst etwas darausziehen. Außer in esoterischen Kreisen, wo man sich an frühere Leben erinnert, hat sich augenscheinlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das karmische Prinzip der Religionen des Ostens darauf beruht, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen und dass ins Nirvana / Moksha einzugehen eigentliches Ziel der religiösen Bemühungen ist.

Mittwoch, 30. März 2016

Bloß kein neues Leben – Gedanken zu "Das Mädchen mit dem Fingerhut"

Ostern spricht vom neuen Leben nach dem Tod. So verweisen auch die Taufen in der Osternacht auf das neue Leben in Christus: Taufe ist Auferstehung in ein neues Leben schon heute!

Aktuell wird das Motiv von neuem Leben und Auferstehen auch in dem Kurzroman "Das Mädchen mit dem Fingerhut" von Michael Köhlmeier literarisch entfaltet. Ich möchte hier einen christlichen Kommentar dazu eingeben.

Dienstag, 29. März 2016

"Osterfrühstück" – Verdichtete Auferstehungspartnerschaft

So soll Lyrik sein! Nah am Leben und doch darüber hinwegweisend. Sprachliche Verdichtung mit Bildern, die frisch und unverbraucht wirken, selbst dann, wenn alle Bestandteile schon bekannt sind. Ein universeller Zugang zur Wirklichkeit, der auch etwas über mein Leben sagen kann.

Ich finde solche Lyrik immer wieder in den Gedichten von Andreas Knapp, dem Kleinen Bruder aus Leipzig. Er bringt Glaubensinhalte auf einen neuen Punkt und eröffnet Räume zum Fern-sehen.

Montag, 28. März 2016

Vulkanfeuer im Inneren – Der Herr ist auferstanden!

"Der Tod ist tot – das Leben lebt. Halleluja!"1

Gott hat den Tod selbst vernichtet, das Ende jedes lebendigen Wesens ist nicht mehr sein wirkliches Ende, sondern der Eingang in neues Leben, das nicht mehr an der irdischen Materie hängt. Im Altgriechischen gibt es dafür zum Glück zwei verschiedene Worte – das biologische Leben ist βíος (bios) und das eigentliche (göttliche) Leben ist ζωή (zoe). Das Deutsche verfügt nicht über diese Differenzierungsmöglichkeiten – und lädt darum zu Fehldeutungen ein.

Sonntag, 27. März 2016

Ostersonntag: Auferstehung Jesu: Gottes große Umkehr

Die Fastenzeit über hat uns der Ruf zur Umkehr begleitet.
Nun, an Ostern, zeigt Gott, wie Er sich die Umkehr zum Leben vorstellt. Die allem Lebendigen eingezeichnete Richtung in den Tod kehrt Er in der Auferweckung Jesu um. Nicht mehr der Tod, sondern das göttliche Leben selbst steht nun da als letzte Sinnspitze des Lebens.

Freitag, 25. März 2016

Karfreitag: Veronikas Schatten - Menschlichkeit auf dem Kreuzweg

Vorbereitung des Bildes. Grünheide, 2016.
Vor ein paar Tagen habe ich wieder Schattenbilder zum Kreuzweg mit Kindern gestaltet. Beim anschließenden Gebet haben wir alle Bilder noch einmal angeschaut und uns dazu ausgetauscht.
Zur Abbildung von Veronika mit dem Schweißtuch gab es besonders eindrückliche Bemerkungen auf meine etwas provokante Frage hin, was Jesus vom Schweißabwischen denn gehabt habe.

Donnerstag, 24. März 2016

Durchfallverbot am Gründonnerstag

Seit heute morgen zeigt meine Tochter Symptome eines Magen-Darm-Infekts, sie übergibt sich und hat Durchfall.
Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich verstanden habe, was das an Gründonnerstag geistlich (!) bedeutet. 
Man verzeihe die Vergleicherei.

Der Gekreuzigte 5 – Navid Kermani vor dem Kreuz

Die geplante Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Vertreter der drei abahamitischen Religionen wurde 2009 zum Eklat, weil die christlichen Vertreter, darunter Karl Kardinal Lehmann, sich an einem Essay von Navid Kermani über eine Kreuzigungsdarstellung von Guido Reni störten.
Auf der Suche nach dem Text kann man im Internet auf den Seiten der Neuen Zürcher Zeitung fündig werden oder auch in der hochgelobten Essaysammlung "Ungläubiges Staunen. Über das Christentum".1 Kermani sucht sich darin – ganz im Sinne des Titels – auf den Spuren christlicher Kunstwerke, Riten und Zeugen seine Zugänge zu christlichen Glaubenswahrheiten.

Sonntag, 20. März 2016

"Fürchte dich nicht!" als Motto der Heiligen Woche

Als wir den Titel "Fürchte dich nicht" für die heute beginnenden Kinderkartage ausgewählt haben, war das natürlich durchdacht und theologisch wasserdicht. Aber je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr glaube ich, dass dieser Grund-Satz des biblischen Glaubens tatsächlich ein Grundsatz der Heiligen Woche ist.

Samstag, 19. März 2016

Josef der Vater - Zwei Gedanken von Andreas Knapp

Josef ist in der christlichen Tradition eher der Untergebutterte, der Verdeckte, der im Schatten von Mutter und Kind Stehende. Aber er tut immer, was getan werden muss und rettet beide.
Die Frömmigkeit hatte es von jeher leichter mit ihm als er es selbst in seinem Leben hatte – stets war er der Nicht-Echte und doch als Hausvater Benötigte; in der frommen Verehrung wird er zur treuen Seele, zum schweigenden Vorbild, zur irdischen Herkünftigkeit, zum menschlich-unvollkommen-gediegenen Abglanz des wirklichen Vaters, zum Handwerker und Ausbilder des späteren Erlösers.

Dienstag, 15. März 2016

Zumutung Demokratie – "Wechselseitige Anerkennung gleicher Freiheit"

"Demokratie unterstellt allen die Fähigkeit, ihre eigenen Angelegenheiten beurteilen zu können."1 Darum lässt sich am Beginn der Demokratie eine Art "Versprechen wechselseitiger Anerkennung gleicher Freiheit"2 denken, das die Grundlage der Demokratie bildet.
Noch stärker ausgedrückt mündet diese wechselseitige Freiheitsunterstellung dann in der These: "Mit der demokratischen Anerkennung unterstellen wir uns ein gleiches Urteilsvermögen."3
Denn wir sind zwar "nicht alle gleich klug, gebildet oder erfahren. Aber die Demokratie unterstellt allen das gleiche Vermögen, eigene und öffentliche Angelegenheiten zu beurteilen, wenn sie gleiche politische Entscheidungsrechte vergibt. Diese Unterstellung ist nicht als barmherzige Nivellierung bestehender intellektueller Unterschiede zu verstehen. Vielmehr ist politisches Urteilsvermögen keine Fähigkeit, die einfach mit Ausbildung oder Intellektualität zunehmen würde, wie nicht zuletzt die Verführbarkeit von Intellektuellen durch den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts zeigt. Politische Urteilskraft betrifft die elementare Fähigkeit, beurteilen zu können, was für das eigene Leben richtig und wichtig ist und was nicht."4

Freitag, 11. März 2016

Der Gekreuzigte 4 – "The Dark Knight Rises" als Erlösungsspektakel

In Christopher Nolans Batman-Film von 2012 geht es um verschiedene Konzepte von Erlösung, die zu einem theologischen Kommentar herausfordern.
Und, wie sollte es auch anders sein, die zwei Hauptakteure mit ihren nahezu gleich klingenden Namen, der Bösewicht Bane und der Batman Wayne, präsentieren in ihren jeweiligen Masken diese unterschiedlichen Vorstellungen.

Sonntag, 6. März 2016

"Und doch ist er da und erwartet uns" – Zwei Barmherzigkeitsevangelien

Mit den Evangelienlesungen der Fastensonntage kommen momentan Texte zu Gehör, die Gottes Barmherzigkeit ins Zentrum stellen. Die Ernsthaftigkeit der menschlichen Sünde wird jedoch nicht unter den Tisch gekehrt. Sie ist im Vergleich mit Gottes liebevoller Zuwendung allerdings chancenlos.

Freitag, 4. März 2016

Der Gekreuzigte 3 – Allmächtiger Durst und Quelle des Lebens bei Antoine de Saint-Exupéry

Der Autor des „Kleinen Prinzen“ war ein frommer Mann. In vielen seiner Werke setzte sich der Pilot und Schriftsteller mit christlichen Motiven auseinander, auch sein meistzitierter Satz vom Herzen, das allein einen guten Blick hat, kann als Verfremdung und Weiterführung eines Bibelwortes über Gottes Blick (vgl. 1Sam 16,7) gelesen werden.
Hier jedoch soll es um Gedanken zum Gekreuzigten gehen, Gedanken die mit Themen wie Stellvertretung, Hingabe, Liebe und Leiden mal mehr, mal weniger explizit im Werk auftauchen – und auch der Blick des Herzens wird nicht zu kurz kommen.

Freitag, 26. Februar 2016

Zeit für Frühling - Ein Gedicht von Avraham Ben Yitzhak

Der galizische Jude Avraham Ben Yitzhak scheint ein aufmerksamer Mensch gewesen zu sein; die Stimmung, die ihn umgab, und die Sprache, die ihn die Stimmung formulieren ließ, leuchten aus seinem Gedicht, das er 1912 in Przemyśl, an der heutigen Ostgrenze Polens zur Ukraine gelegen, schrieb.

Montag, 22. Februar 2016

Der Gekreuzigte 2 – "Neues vom Planeten Mars" aus dem Berlinale-Wettbewerb 2016

Die französische Tragikomödie "Neues vom Planeten Mars" begleitet den titelgebenden Philippe Mars für einige Tage durch sein turbulentes Leben am Rande von Paris.
Um es gleich vorab zu sagen: Philippe wird zwar vorgestellt als einer, der sich gegen die vielen Ansprüche seiner Umwelt anscheinend nicht wehren kann – doch nach und nach erscheint er immer mehr als zwar nicht glänzende, dafür aber zutiefst menschliche Rettergestalt.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Der Gekreuzigte 1 – Jesu Tod und Judas' Glaube in "Judas" von Amos Oz

Eine im letzten Jahr immer wieder genannte Darstellung der Kreuzigung und des Gekreuzigten ist im Buch "Judas" von Amos Oz zu finden.
Die Haupthandlung erzählt von Schmuel, der eine Abhandlung über Judas und seine Rolle in jüdischen Schriften verfassen will und sich nach dem Verrat seiner großen Liebe im Haus eines alten Mannes als Konversationspartner verdingt. Dabei gerät er in das komplexe Beziehungsspiel zwischen der ebenfalls im Hause wohnenden Atalja, ihren verstorbenen Mann und den Alten. Vielschichtiges Fragen nach Treue und Verrat durchziehen dementsprechend den Roman.
Das kann in einschlägigen Rezensionen nachverfolgt werden.

An dieser Stelle soll es allein um den Gekreuzigten gehen und die Weise, wie er in den Gedanken von Schmuel und Judas dargestellt wird. Dazu ist wichtig zu wissen, dass Oz den Judas als entscheidenden Strippenzieher im Hintergrund gezeichnet hat:

Sonntag, 14. Februar 2016

Gekreuzigt – Der Kreuzestod als Basis christlichen Erlösungsglaubens

In dieser Fastenzeit möchte ich mit Hilfe verschiedener Texte, Bilder und Filme auf den Gekreuzigten schauen. In unserer Kulturgeschichte ist das Leiden und Sterben Jesu in verschiedenen Facetten nämlich immer wieder präsent – oder in Andeutungen und Anspielungen wenigstens zu ahnen.

Über lange Jahrhunderte war der ans Kreuz geschlagene Jesus Christus der Prototyp des Leidenden, an dem sich den Gläubigen trotz dieses Leidens zeigte, dass Leiden und Sterben vor Gott nicht sinnlos ist. Zu allen Zeiten vertrauten Menschen darauf, dass Jesu Leiden nicht nur passives Er-leiden, sondern eine stellvertretende Tat ist, die die Kraft hat, unser jeweils persönliches Leiden aufzunehmen und zu transformieren.

Freitag, 12. Februar 2016

"Was hab ich denn verbrochen?" – Berlinale-Empfehlung "Auf einmal" von Asli Özge

Die Berlinale ist seit gestern eröffnet und es scheinen wieder eine Menge sehenswerter Filme im Programm zu sein. Heute habe ich "Auf einmal" ("All of a sudden") von Asli Özge gesehen, der eindeutig zu den besten Filmen der letzten Monate gehört.
Der Titel deutet es an – "auf einmal" ist alles anders, eine kleine Begebenheit bringt plötzlich eine große Geschichte in Gang und wirbelt viele Leben durcheinander.

Dienstag, 9. Februar 2016

Was sterben muss – Aschermittwoch und Karfreitag

Was sterben muss.

- der Hass - die Ausgrenzung - die Ängste - der Egoismus - die Gewaltanfälligkeit - das Lügen - die Aufrechnungsmentalität - die Selbstgefälligkeit - der Kleinglaube - das Misstrauen - die Selbstgerechtigkeit - die Unbarmherzigkeit -

Montag, 8. Februar 2016

Beschnitten – Eine Entdeckung zur Nacktheit

Vor kurzer Zeit habe ich in der Sauna einen beschnittenen Mann nackt gesehen, zum ersten Mal in meinem Leben.
Im Nachdenken darüber ist mir auf einmal schlagartig klar geworden, was für eine wahnsinnige und nicht mehr aufhebbare Bindung diese Art von religiöser Initiation erzeugt.
Wie sehr die Zugehörigkeit zur Religion in den eigenen Körper eingeschrieben ist, so dass eine mentale Distanzierung vielleicht möglich ist, aber durch den eigenen Körper immer wieder konterkariert wird. 
Ich bin allenfalls durch meine Kette mit Kreuz und meinen Ehering ansatzweise ausdeutbar, beides ist aber reversibel an meinen Körper und kann jederzeit abgenommen werden. Für einen beschnittenen Mann dagegen kann jedes Duschen und jede Erfahrung von Nacktheit eine Erfahrung oder wenigstens Bewusstwerdung der eigenen Religion sein.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Heilsame Enttäuschung über die Kirche – Dietrich Bonhoeffer am 110. Geburtstag

Dietrich Bonhoeffer hat nicht erst in der Zeit seiner größten Krisen im Gefängnis, sondern auch vorher schon alles auf Gott gestellt. Denn ihm war klar, dass Gott nicht an den Rändern voller Not und Ängste, sondern in der Mitte und Stärke des menschlichen Lebens gefunden werden will.
Das zeigt sich auch in Bonhoeffers Bild von kirchlicher Vergemeinschaftung, wie er es in der 1939 zum ersten Mal veröffentlichten Schrift "Gemeinsames Leben" zeichnet.
Konsequent denkt er von Gott her und sieht im Lichte dessen auch die inneren Grenzen christlicher Gemeinschaft sehr wohl – wie es wohl zu jeder Zeit und auch heute Menschen gibt, die sich an eine Pfarrgemeinde, eine geistliche Gemeinschaft oder einen Orden binden wollen und deren Grenzen trotzdem wahrnehmen.
Hier bietet Bonhoeffer einige Sehhilfen an, wie die Schwächen einer kirchlichen Nahgemeinschaft anzusehen sein könnten:

Mittwoch, 3. Februar 2016

Einen Orden verlassen – in Gesellschaft Jesu bleiben

Anfang Februar vor vier Jahren habe ich den Jesuitenorden verlassen. Ich bin in Frankfurt am Main in ein Auto gestiegen und mit kurzen Abstechern nach Berlin gefahren.
Das klingt zunächst einfach.
Aber diesem Tag ging selbstverständlich ein längerer Prozess voraus – und ihm folgte ebenso ein längerer Prozess.

Wenn ich jetzt, inzwischen als Ehemann und Vater (und ironischerweise am Ende des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahr der Orden), darauf schaue, dann sehe ich einen langen inneren und äußeren Weg. Den werde ich hier nicht ausbreiten, wohl aber ein paar Gedanken – und Fragen. Gefühle und Zustände also anstelle von expliziten Gründen.

Samstag, 30. Januar 2016

JosephsReligion 7 – Oden an die Nacht von Thomas Mann und Charles Péguy

Einem Herrn eine gute Nacht zu wünschen will gelernt sein. Joseph tut es in Ägypten auf besonders angenehme Weise mit philosophischem und theologischem Schwergewicht, wie Thomas Mann zu erzählen weiß:

"Siehe, der Tag ist ausgelebt, er hat seine Augen zugetan, müd seiner selbst, und über alle Welt kam die Stille. Horch, wie wundersam! Da ist ein Stampfen noch aus dem Stall, und ein Hund gibt Laut, aber dann ist das Schweigen nur desto tiefer; besänftigend dringt es dem Menschen auch in die Seele ein, ihn schläfert's, und über Hof und Stadt, Fruchtland und Wüste gehen die wachsamen Lampen Gottes auf.

Dienstag, 26. Januar 2016

Erinnern mit Widerständen und Erinnern als Widerstand - Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des NS

Ruth Klüger schrieb Anfang der 1990er Jahre ihre Reflexionen über die Ghettos und Lager, in denen sie einen Großteil ihrer Kindheit verbringen musste. Damals gab es bereits eine ansehnliche Zahl von Zeitzeugenberichten, "so daß ich heute nicht von den Lagern erzählen kann, als wäre ich die erste, als hätte niemand davon erzählt, als wüßte nicht jeder, der das hier liest, schon so viel darüber, daß er meint, es sei mehr als genug, als wäre dies alles nicht schon ausgebeutet worden - politisch, ästhetisch und auch als Kitsch."1

Warum also heute trotzdem davon erzählen, warum nicht besser schweigen, warum vor allem an diesem Ort das Thema wiederum aufgreifen?

Aus Befangenheit "in einer Art Schreckensrührung",2 wie Ruth Klüger sie in manchen wohlmeinenden Deutschen sieht oder weil Deutschland immer noch "ein von Hitler traumatisiertes Land" ist, wie Alain Finkielkraut jüngst in der Zeit unterstellte?
Selbstverständlich hat das Nachdenken über die Shoah hierzulande oft eine pädagogische und vielleicht auch therapeutische Komponente. 
Zugleich aber geht der gesellschaftlich-ethische Gehalt des Erinnerns der Shoah tiefer, als die gängigen mahnenden Schulddiskurse und das stets wiederholte plakative (wenngleich notwendige) "Nie wieder!" suggerieren.
Dazu zwei Erwägungen.

Samstag, 23. Januar 2016

"Dabei hielten sie sich an die Überlieferung..." – Geistesgegenwart durch Tradition

Als Sozialwesen stehen wir Menschen nicht nur in biologischer Beziehung zu unseren Vorfahren, sondern in einer langen Reihe von Traditionen und Überlieferungen, die über unsere persönlichen Herkünfte und Überzeugungen hinausgehen. Das mögen wir im Einzelfall schätzen oder nicht, wir haben immerhin die (relative) Freiheit, uns dazu zu verhalten.
Wenn in einigen Tagen zum Beispiel der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, kann uns dieses Gedenken beunruhigen oder erschüttern oder aggressiv machen oder wir können es als nicht zu uns gehörig abweisen – inwieweit wir mit einer Reaktion der Sache und uns selbst gerecht werden, steht dann wiederum verschiedenen Interpretationen und Werturteilen offen.

Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet ebenso vom spezifischen Verhältnis, in das sich Menschen zu einer vorgegebenen Tradition stellen.

Dienstag, 19. Januar 2016

JosephsReligion 6 – Alttestamentliche Trinitätstheologie und Theologie der Religionen

Es ist nun einmal so: Das Weihnachtsfest ist lange her und auch für Christen schon fast vergessen. Dabei wäre jetzt Zeit, die Konsequenz der Menschwerdung Gottes zu bedenken und deshalb die Entwicklung des göttlichen Wortes im jahrelangen Lebensweg Jesu vom krabbelnden Kind bis zur Mannesreife zu verfolgen.
Doch alles eilt schon weiter – während Er weiter unter uns gegenwärtig ist.
Als gegendrehende Bewegung zum Weitereilen hier ein paar Gedanken zum breiteren Kontext des Themas, wie das göttliche Wort in der Welt anwesend ist – je nach Wahl eher theologisch oder literarisch aufgetischt.

Donnerstag, 14. Januar 2016

"Ich will euch trösten" – Über die Jahreslosung 2016

2016 scheint ein Jahr zu werden, das Trost besonders nötig hat – sei es wegen terroristischer Gewaltakte, sei es wegen sexueller oder rassistischer Übergriffe.
Politischerseits braucht es gewiss mehr als Trost, aber gesellschaftlich und individuell scheint die Jahreslosung wie für den Beginn dieses Jahres 2016 ausgesucht:

"Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." (Jes 66,13)1

Sonntag, 10. Januar 2016

Taufe des Herrn - Teilhabe am Leben Christi

Wie zum letzten, so auch zu diesem neuen Jahr eines meiner Lieblingsbibelworte. Diesmal stammt es aus dem Galaterbrief: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." (Gal 2,20)

Paulus bringt seine Überzeugung über das neue Leben der Christen zum Audruck. Und zwar des Lebens Christi selbst, das den Menschen nach dem Glauben der Kirche durch die Taufe geschenkt wird.

Donnerstag, 7. Januar 2016

Köln, Warschau und die Glienicker Brücke – Vom Härtegrad des Rechtsstaats

Angesichts der massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln und anderswo ruft man allerorten nach der "Härte des Rechtsstaats", was nach meinem Verständnis so viel heißt wie die konsequente Anwendung der bestehenden Regeln und Gesetze, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Kern des Rechts zur Geltung zu bringen. Dieser Kern ist in Deutschland durch den Ersten Artikel des Grundgesetzes und damit durch die Würde des Menschen bestimmt, deren Schutz in vielen weiteren Artikeln und Gesetzestexten ausdekliniert wird.