Oft sind mir Menschen, die ihre
Überzeugung und Meinung mit aller Macht laut in die Welt
hinausposaunen, etwas unsympathisch. Ich möchte lieber nicht
behelligt werden von den vielen Vorteilen veganer Ernährung oder den
ungeheuerlichen Verbrechen, derer sich die Politiker oder
Asylsuchenden wieder einmal schuldig gemacht haben. Wer eine Vorliebe
und einen wie auch immer ausgeprägten säkularen Glauben hat, möge
damit glücklich werden ohne mir seine Gedanken dazu in die
Magengrube zu rammen.
Mittwoch, 25. Mai 2016
Samstag, 21. Mai 2016
Nicht tragbare Botschaft? - 100. Katholikentag im Osten
"Noch vieles habe ich euch zu
sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen." (Joh 16,12)
Der Katholikentag in Leipzig naht
geschwind. Einige Aufmerksamkeit ist ihm im Vorfeld ja deshalb zuteil
geworden, als die Wahl für diesen 100. Jubiläums-Katholikentag auf
eine Stadt im weitgehend entchristlichten Osten der Republik fiel.
Wenn ich vor diesem Hintergrund einen
Blick auf das Evangelium des Dreifaltigkeitssonntags werfe, dann
sticht mir der erste, oben zitierte Satz in die Augen – Jesu
Botschaft ist größer als das, was in die Herzen der Menschen passt.
Vielleicht bietet der Satz darum eine passende Einstimmung auf das
Umfeld des großen Treffens am langen Fronleichnamswochenende.
Donnerstag, 19. Mai 2016
Der Heilige Geist relativiert alles – auch Bibel, Tradition und Amt
Wenn Pfingsten bedeutet, dass Gott
selbst in seinem Geist mitten unter den Menschen gegenwärtig ist,
dann bedeutet das eine Relativierung aller anderen Wege und Mittel,
mit Gott in Verbindung zu treten, weil er ja schon unmittelbar da
ist. Auch der wichtigsten christlichen Bezugsgrößen.
Samstag, 14. Mai 2016
Pfingsten - Fest des Alltags und der Welt
Jede der göttlichen Personen hat eine
bestimmte Form des Weltbezugs. Der Vater schuf und erhält alles, was
nicht Gott ist, der Sohn kommt in die Welt und verkündet den Vater.
Der Geist schließlich heiligt und vollendet die Welt – und im
Heiligen Geist werden wir Menschen beteiligt an dieser Aufgabe.
Doch die Welt bleibt dabei Welt.
Allerdings kann Gott schon mit der Schöpfung und viel mehr noch seit
der Menschwerdung des Sohnes mitten in ihr gefunden werden.
Freitag, 13. Mai 2016
Kernkompetenzen der Demokratie sind Gaben des Geistes
Neulich habe ich eine grandiose Kurzanalyse unserer Gesellschaft am Beispiel des Wissenschaftsbetriebes gelesen. Der Autor ist der Philosoph Michael Hampe von der ETH Zürich und er macht sich in der ZEIT (vom 04.05.) Gedanken über die Amoralität von Wissenschaftlern, deren genuine Aufgabe des "Wissensschaffens" er im Klima westlicher Konkurrenzgesellschaften nicht mehr ohne weiteres für möglich hält. Denn durch die Verallgemeinerung und Vulgarisierung der ökonomischen These von Adam Smith, wonach "das Streben nach partikularem Eigennutz und die sich daraus ergebende Konkurrenz auf Märkten den allgemeinen Wohlstand fördere", sieht er "einen narzisstischen Persönlichkeitstyp" mit einem "starken Willen zur Durchsetzung eigener Interessen" begünstigt.
Das wiederum behindere insbesondere wissenschaftliche Arbeit, weil für diese einige demokratische "Kernkompetenzen" nötig seien, die er anschließend benennt.
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Dienstag, 10. Mai 2016
Entstehung neuer Glaubensräume? – Eröffnung eines Pastoralen Raumes in Berlin
Gerade habe ich einen außerordentlichen
Gottesdienst in der Kirche St. Richard im Norden Neuköllns besucht,
Erzbischof Koch und Teile des Ordinariats, viele Hauptamtliche aus
den Pfarrgemeinden und anderen Orten kirchlichen Handelns waren vor
Ort und es wurde Eucharistie gefeiert.
1
Ich hatte ein eigenartiges Gefühl
dabei: man feiert den Beginn einer so genannten "Entwicklungsphase",
weil eine Umstrukturierung der kirchlichen Arbeit vorgenommen werden
muss, die auf größtenteils nicht beeinflussbaren Umständen fusst.
Es drängt sich also der Eindruck auf, dass nicht aus eigener
Entscheidung heraus, sondern aus der Notwendigkeit der Fakten
gehandelt wird, die auch auf der Homepage des Erzbistums benannt
werden: "Ein verändertes Verhältnis des modernen Menschen
zu Glaube und Kirche, die Nöte der Zeit, der demographische Wandel,
die sinkende Zahl der Priester".
Sonntag, 8. Mai 2016
Eins sein in Liebe - Kriegsende und Muttertag in einem
Der naheliegendste Gedanke zum heutigen Evangelium am 8. Mai, dem Jahrestag des Kriegsendes, ist für mich die Verbindung der Bitte Jesu um die Einheit aller Menschen (Joh 17,21) mit der Einsicht der kriegführenden Parteien nach Ende des Krieges, dass es eine Instanz der Einheit braucht. So kam es einige Jahre später zur Gründung der Vereinten Nationen. Und auch die vorwiegend christlich motivierten Gründungsväter der Europäischen Union hatten die Einheit der Völker zum Ziel.
Doch der Krieg ist auch 70 Jahre nach 1945 nicht aus der Welt, mancherorts tobt er schlimm wie lange nicht. Und auch von Einheit der Völker keine Spur, nicht in der EU, nicht in den Vereinten Nationen, nirgends.
Doch der Krieg ist auch 70 Jahre nach 1945 nicht aus der Welt, mancherorts tobt er schlimm wie lange nicht. Und auch von Einheit der Völker keine Spur, nicht in der EU, nicht in den Vereinten Nationen, nirgends.
Donnerstag, 5. Mai 2016
Einer geht voraus – Himmelfahrt aus Sicht der Wartenden
Einer geht voraus und verspricht, die
anderen nachzuholen.
Ihre Sehnsucht nach einem ganz neuen
Anfang treibt auch sie nun an.
Noch ungläubig staunend, dass es einer
wirklich schaffen kann,
Fragen sie sich, ob auch ihnen solche
Zukunft winken wird.
Auf die Rettung ausgerichtet ist von
nun alles.
Denn der Eine, der Starke, er hat den
engen Weg genommen
Und versprach, dass sie die Todeswasser
nicht schmecken werden,
Dass er auch sie heimholt, sie, seine
Familie, Geschwister und Kinder.
Sonntag, 1. Mai 2016
"Einen Tempel sah ich nicht ..." – Revolution der Unmittelbarkeit
Die Vertreter der revolutionären
Utopie der einstmaligen Arbeiterbewegung werden sich zu den bekannten
klamaukartigen Tumulten und Gewaltorgien auch in diesem Jahr wieder
in Berlin und an anderen Orten zusammenfinden.
Da das Christentum eine
Selbstentfremdung durch was auch immer ebenfalls ablehnt und vielmehr
geschwisterliche Gerechtigkeit und umfassende Befreiung sucht, ließen
sich auf inhaltlicher Ebene durchaus Berührungspunkte finden – mit
den bewährten Abgrenzungen gegenüber Hass als Grundlage des
Diskurses und brachialer Gewalt als Mittel seiner Durchsetzung.
Und mit einem anderen Ziel.
Und mit einem anderen Ziel.
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Samstag, 30. April 2016
"und" - Blogpoesie eines Fortgeschrittenen
Eine Anmerkung in eigener Sache:
Mit dem letzten Beitrag habe ich hier
nun genau 300 Posts zu verschiedensten Themen abgelegt. Mit diesem
Fortschreiten verbinde ich einen kleinen Rückblick.
Wichtig ist mir beim Schreiben in der
Regel, dass neue Beziehungen zwischen Dingen aufscheinen können, die
sonst nicht so stark betont werden.
Ein Ziel dieses Blogs ist nämlich,
Denkgewohnheiten zu irritieren, nicht immer durch die einzelnen
Inhalte, Gedanken oder Themen, sondern eher durch ungewöhnliche
Zusammenstellungen.
Besonders in den Posttiteln (oder auch beim Namen
des Blogs selbst) versuche ich dies zu verdichten – mal mehr mal
weniger originell.
Grammatikalisch dient mir dazu die
schöne Konjunktion "und", die aus diesem Grund auch eine
eigene Verschlagwortung bekommen hat und an dieser Stelle mit einer
Auswahl an Titeln zu Ehren kommen soll.
Mittwoch, 27. April 2016
"Liebe und Wohlwollen zu den Deutschen" – Petrus Canisius als zweiter Apostel Deutschlands
"Sie sollen die erforderliche
Gewandtheit im Umgang mit den Deutschen, besonders mit den führenden
Männern besitzen ... Im Gespräch sei man weder sarkastisch noch
überheblich; vielmehr lasse man sich von Liebe und Wohlwollen zu den
Deutschen leiten und sei in Gedanken und Worten offen zu ihnen. ...
Die Deutschen werden durch Höflichkeit und Bescheidenheit, die
unsere Patres auszeichnen sollten, ... gewonnen ..."1
So schrieb der Jesuit Petrus Canisius
1565 an die Zweite Generalkongregation seines Ordens, um den dort
versammelten Patres mitzuteilen, welche Fähigkeiten und Haltungen
Ordensangehörige in Deutschland haben müssten.
Sonntag, 24. April 2016
Treue gegenüber Koran und Grundgesetz – Gedanken über den Islam in Deutschland
Der Mann spricht mir aus dem Herzen!
Dass Kardinal Wölki sich in seinem
heutigen "Wort des Bischofs"
so eindeutig zur Religionsfreiheit geäußert, zur Gleichberechtigung
der verschiedenen Religionen vor dem Recht bekannt und von den
Diffamierungen der AfD distanziert hat, ist ihm hoch anzurechnen:
"Wer 'Ja' zu Kirchtürmen sagt, der muss auch 'Ja' sagen zum
Minarett."
Man muss den Islam noch nicht einmal
mögen, um das zu sagen, man muss einfach nur dem Grundgesetz folgen.
Wenn man sich mit der durch die AfD nun
einmal herbeigepöbelten Debatte ernsthafter und tiefer
auseinandersetzen will, lohnt ein Blick in das 2009 erstmals
erschienene wunderbare Buch "Wer ist wir"1
von Navid Kermani über "Deutschland und seine Muslime".
Als in Deutschland geborener Sohn iranischer Einwanderer hat der
Autor aus eigenem Erleben mit den Fragen von Identität,
Fremdzuschreibungen und Minderheitenstatus zu tun – und reflektiert
dies als gläubiger Muslim, Korankenner und Einheimischer in der
deutschen Hochkultur.
Im genannten Buch benennt er eine Reihe
heute hochaktueller Punkte, die ein sachlich-differenziertes
Gegengewicht zu sonst oft zu hörenden Allgemeinplätzen bieten –
und von denen ich einige aus genau diesem Grund hier referieren will.
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Mittwoch, 20. April 2016
Wie geht Integration? - Eine Foto-Reflexion vom Tempelhofer Feld
Wenn nun alle Welt über die Integration von muslimischen Flüchtlingen in europäisch-westlich geprägte Gesellschaften spricht - und die AfD sich überdeutlich gegen den Islam stark macht, nehme ich dies zum Anlass für eine fotografische Reflexion anhand eines inzwischen überregional bekannten Ortes in Berlin.
Dem Tempelhofer Feld sieht man den Gang seiner Geschichte nur an einigen Stellen an: es war sowohl militärischer Paradeplatz als auch Flugplatz für die Rosinenbomber, es war Ort eines Konzentrationslagers und ist heute Freizeitpark - auf dem zugleich mehrere tausend Flüchtlinge in den ehemaligen Hangars wohnen.
Das Feld ist sozusagen ein Querschnitt durch Deutschland.
Sonntag, 17. April 2016
... und sie folgen mir nicht - Der gute Hirte und der Prophet Jona
"Ich kenne meine Schafe und sie folgen mir" (Joh 10,28) heißt es im Evangelium dieses Sonntags aus dem Munde Jesu.
Fromme Christen würden von sich wahrscheinlich auch sagen, dass Gott sie kennt und liebt und sie sich bemühen, in seiner Gegenwart zu leben und ihm in ihren alltäglichen Herausforderungen zu folgen. Aber dass sie es schaffen, dem Ruf Jesu tatsächlich immer zu folgen und sich ihm selbst dadurch wirklich nahe zu fühlen, werden sicher nur wenige behaupten.
Freitag, 15. April 2016
Amoris Laetitia 2 – Selbstkritik und Selbstbeschränkung der Kirche
Der Blick in das zweite Kapitel des
päpstlichen Schreibens bietet einen Rundumschlag über die
"Wirklichkeit und die Herausforderungen"
(Kapitelüberschrift, AL 311)
der Familie. [Hier Gedanken zum ersten Kapitel] Die Welt, in der Familien heute leben, soll
wahrgenommen und reflektiert werden – nicht nur gesellschaftliche,
sondern auch kirchliche Lichtblicke und Dunkelheiten kommen dabei in
den Fokus und bieten spannende Verschiebungen zu bisherigen Äußerungen der Päpste zu diesen Themen.
Dienstag, 12. April 2016
Weißbrot und Leichentuch – "Änderungen" von Hilde Domin eucharistisch gelesen
1
Wie wir gerade am Fall des
Schmähgedichtes von Jan Böhmermann erleben, entscheidet nicht
zuletzt die mögliche oder wirkliche inhaltliche Einbettung über
Charakter und Aussageabsicht eines Textes – ob dessen Zeilen also
Satire oder Beleidigung oder gar ein "Zwitter" aus beidem
(so Bernhard Pörksen bei "Anne Will")
seien. Diese tatsächliche oder nur gewollte Einbettung kann, auch je
nach persönlicher Betroffenheit, durchaus sehr verschieden erfahren,
interpretiert oder gar abgelehnt werden – und wird damit zu einer
entscheidenden Größe bei der Beurteilung.
Mehr möchte ich gar nicht dazu sagen,
denn kompetentere Kommentatoren haben hier schon viel gesagt.
Was mich an der Frage der Einbettung
oder Einordnung aber beschäftigt, ist die Grenze der
Interpretierbarkeit. Gewöhnlich verfahre ich in diesem Blog relativ
frei damit, ziehe mir die Inhalte auf einen für mich lesbaren Grund
und kommentiere im Sinne dieses meines Grundes.
Samstag, 9. April 2016
Erste Gedanken zu Amoris Laetitia – Über Familie und Dreifaltigkeit
Wie viele andere medial aktive Menschen vesuche ich mir gerade eine erste Meinung zur päpstlichen
Zusammenfassung der beiden Außerordentlichen Bischofssynoden zum
Thema Familie zu erarbeiten. Da sowohl die Konservativen wie auch die
Liberalen ihren zum Teil starken Enttäuschungen bereits mehr oder
minder polemisch Luft gemacht haben, scheint es spannend, sich mit
dem Text selbst auseinander zu setzen.
Ich lese also im Nachsynodalen
Apostolischen Schreiben "Amoris Laetitia" und finde
bisweilen pointierte Gedanken, die sich teilweise auch schon als
Memes im Netz finden.
Vielleicht ist diese Weise des
Herauspickens einzelner Sätze wirklich eine gute Möglichkeit der
Annäherung, nämlich an mehr oder weniger exemplarischen Passagen
eine individuelle Vertiefung zu wagen.
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Samstag, 2. April 2016
Zwischen Erfahrung und Vertrauen: Mit William James und Charles Taylor zum Apostel Thomas
Dem Apostel Thomas geht es im
Evangelium nach dem Osterfest so wie uns – auch wir haben Jesus
nicht selbst gesehen und müssen uns darauf verlassen, dass trotzdem
wahr ist, was uns da erzählt wird über seine Auferstehung.
Und doch gibt es oftmals den Wunsch,religiöse Wahrheiten selber tief und existenziell zu erfahren.
Religiöse Erfahrung als Bestätigung des Überlieferten, die Wirkung
des göttlichen Geistes oder die Gnade Gottes spürbar erleben und
sich nicht nur auf das trockene Wort verlassen müssen.
Da
spiegelt sich der Titel des Blogs – hartes Brot des Vertrauens und
Glanz des eigenen Erlebens stehen neben- und manchmal auch
gegeneinander.
Dabei ist gegen ursprüngliches
religiöses Erleben nichts zu sagen – auch die Erstzeugen hatten
schließlich ihre ganz persönlichen eigenen Erfahrungen, aus denen
heraus sie dann erzählen und bezeugen konnten. Nur ist diese
Erfahrung eben nicht jedermann gegeben.
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Freitag, 1. April 2016
Die Auferstehung ist kein Schmetterling - Vom Unerwartbaren
Bilder und Vergleiche für das österliche Auferstehungsgeschehen zu suchen, finde ich schwierig. Meist wird irgendein Teilaspekt herausgegriffen, während andere Ebenen des Bildes völlig schief hängen oder das Ganze konterkarieren.
Donnerstag, 31. März 2016
Bloß kein neues Leben 2 – Wiedergeburt und Auferstehung im Vergleich
Ich habe den Eindruck, dass die Zeit
vorbei ist, in der man sich im westlich geprägten Teil der Welt den
naiven Wunsch nach Wiedergeburt im angeblich buddhistischen Sinne
hegen konnte, weil man glaubte, dann könne man in einem weiteren
Leben Dinge nachholen oder verbessern oder sonst etwas darausziehen.
Außer in esoterischen Kreisen, wo man sich an frühere Leben
erinnert, hat sich augenscheinlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass
das karmische Prinzip der Religionen des Ostens darauf beruht, den
Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen und dass ins Nirvana / Moksha einzugehen eigentliches Ziel der religiösen
Bemühungen ist.
Mittwoch, 30. März 2016
Bloß kein neues Leben – Gedanken zu "Das Mädchen mit dem Fingerhut"
Ostern spricht vom neuen Leben nach dem
Tod. So verweisen auch die Taufen in der Osternacht auf das neue
Leben in Christus: Taufe ist Auferstehung in ein neues Leben schon
heute!
Aktuell wird das Motiv von neuem Leben
und Auferstehen auch in dem Kurzroman "Das Mädchen mit dem
Fingerhut" von Michael Köhlmeier literarisch entfaltet. Ich
möchte hier einen christlichen Kommentar dazu eingeben.
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Dienstag, 29. März 2016
"Osterfrühstück" – Verdichtete Auferstehungspartnerschaft
So soll Lyrik sein! Nah am Leben und
doch darüber hinwegweisend. Sprachliche Verdichtung mit Bildern, die
frisch und unverbraucht wirken, selbst dann, wenn alle Bestandteile
schon bekannt sind. Ein universeller Zugang zur Wirklichkeit, der
auch etwas über mein Leben sagen kann.
Ich finde solche Lyrik immer wieder in
den Gedichten von Andreas Knapp, dem Kleinen Bruder aus Leipzig. Er
bringt Glaubensinhalte auf einen neuen Punkt und eröffnet Räume zum
Fern-sehen.
Montag, 28. März 2016
Vulkanfeuer im Inneren – Der Herr ist auferstanden!
"Der Tod ist tot – das Leben
lebt. Halleluja!"1
Gott hat den Tod selbst vernichtet, das
Ende jedes lebendigen Wesens ist nicht mehr sein wirkliches Ende,
sondern der Eingang in neues Leben, das nicht mehr an der irdischen
Materie hängt. Im Altgriechischen gibt es dafür zum Glück zwei
verschiedene Worte – das biologische Leben ist βíος (bios) und
das eigentliche (göttliche) Leben ist ζωή (zoe). Das Deutsche
verfügt nicht über diese Differenzierungsmöglichkeiten – und
lädt darum zu Fehldeutungen ein.
Sonntag, 27. März 2016
Ostersonntag: Auferstehung Jesu: Gottes große Umkehr
Die Fastenzeit über hat uns der Ruf
zur Umkehr begleitet.
Nun, an Ostern, zeigt Gott, wie Er sich die Umkehr zum Leben vorstellt. Die allem Lebendigen eingezeichnete Richtung in den Tod kehrt Er in der Auferweckung Jesu um. Nicht mehr der Tod, sondern das göttliche Leben selbst steht nun da als letzte Sinnspitze des Lebens.
Nun, an Ostern, zeigt Gott, wie Er sich die Umkehr zum Leben vorstellt. Die allem Lebendigen eingezeichnete Richtung in den Tod kehrt Er in der Auferweckung Jesu um. Nicht mehr der Tod, sondern das göttliche Leben selbst steht nun da als letzte Sinnspitze des Lebens.
Freitag, 25. März 2016
Karfreitag: Veronikas Schatten - Menschlichkeit auf dem Kreuzweg
Vorbereitung des Bildes. Grünheide, 2016. |
Vor ein paar Tagen habe ich wieder
Schattenbilder zum Kreuzweg mit Kindern gestaltet. Beim
anschließenden Gebet haben wir alle Bilder noch einmal angeschaut
und uns dazu ausgetauscht.
Zur Abbildung von Veronika mit dem Schweißtuch gab es besonders eindrückliche Bemerkungen auf meine etwas provokante Frage hin, was Jesus vom Schweißabwischen denn gehabt habe.
Zur Abbildung von Veronika mit dem Schweißtuch gab es besonders eindrückliche Bemerkungen auf meine etwas provokante Frage hin, was Jesus vom Schweißabwischen denn gehabt habe.
Donnerstag, 24. März 2016
Durchfallverbot am Gründonnerstag
Seit heute morgen zeigt meine Tochter Symptome eines Magen-Darm-Infekts, sie übergibt sich und hat Durchfall.
Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich verstanden habe, was das an Gründonnerstag geistlich (!) bedeutet.
Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich verstanden habe, was das an Gründonnerstag geistlich (!) bedeutet.
Man verzeihe die Vergleicherei.
Der Gekreuzigte 5 – Navid Kermani vor dem Kreuz
Die geplante Verleihung des Hessischen
Kulturpreises an Vertreter der drei abahamitischen Religionen wurde
2009 zum Eklat, weil die christlichen Vertreter, darunter Karl
Kardinal Lehmann, sich an einem Essay von Navid Kermani über eine
Kreuzigungsdarstellung von Guido Reni störten.
Auf der Suche nach dem Text kann man im
Internet auf den Seiten der Neuen Zürcher Zeitung
fündig werden oder auch in der hochgelobten Essaysammlung
"Ungläubiges Staunen. Über das Christentum".1
Kermani sucht sich darin – ganz im Sinne des Titels – auf den
Spuren christlicher Kunstwerke, Riten und Zeugen seine Zugänge zu
christlichen Glaubenswahrheiten.
Sonntag, 20. März 2016
"Fürchte dich nicht!" als Motto der Heiligen Woche
Als wir den Titel "Fürchte dich nicht" für die heute beginnenden Kinderkartage ausgewählt haben, war das natürlich durchdacht und theologisch wasserdicht. Aber je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr glaube ich, dass dieser Grund-Satz des biblischen Glaubens tatsächlich ein Grundsatz der Heiligen Woche ist.
Samstag, 19. März 2016
Josef der Vater - Zwei Gedanken von Andreas Knapp
Josef ist in der christlichen Tradition
eher der Untergebutterte, der Verdeckte, der im Schatten von Mutter
und Kind Stehende. Aber er tut immer, was getan werden muss und
rettet beide.
Die Frömmigkeit hatte es von jeher
leichter mit ihm als er es selbst in seinem Leben hatte – stets
war er der Nicht-Echte und doch als Hausvater Benötigte; in der
frommen Verehrung wird er zur treuen Seele, zum schweigenden Vorbild,
zur irdischen Herkünftigkeit, zum menschlich-unvollkommen-gediegenen
Abglanz des wirklichen Vaters, zum Handwerker und Ausbilder des
späteren Erlösers.
Dienstag, 15. März 2016
Zumutung Demokratie – "Wechselseitige Anerkennung gleicher Freiheit"
"Demokratie unterstellt allen
die Fähigkeit, ihre eigenen Angelegenheiten beurteilen zu können."1
Darum lässt sich am Beginn der Demokratie eine Art "Versprechen
wechselseitiger Anerkennung gleicher Freiheit"2
denken, das die Grundlage der Demokratie bildet.
Noch stärker ausgedrückt mündet diese wechselseitige Freiheitsunterstellung dann in der These: "Mit der demokratischen Anerkennung unterstellen wir uns ein gleiches Urteilsvermögen."3
Denn wir sind zwar "nicht alle gleich klug, gebildet oder erfahren. Aber die Demokratie unterstellt allen das gleiche Vermögen, eigene und öffentliche Angelegenheiten zu beurteilen, wenn sie gleiche politische Entscheidungsrechte vergibt. Diese Unterstellung ist nicht als barmherzige Nivellierung bestehender intellektueller Unterschiede zu verstehen. Vielmehr ist politisches Urteilsvermögen keine Fähigkeit, die einfach mit Ausbildung oder Intellektualität zunehmen würde, wie nicht zuletzt die Verführbarkeit von Intellektuellen durch den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts zeigt. Politische Urteilskraft betrifft die elementare Fähigkeit, beurteilen zu können, was für das eigene Leben richtig und wichtig ist und was nicht."4
Noch stärker ausgedrückt mündet diese wechselseitige Freiheitsunterstellung dann in der These: "Mit der demokratischen Anerkennung unterstellen wir uns ein gleiches Urteilsvermögen."3
Denn wir sind zwar "nicht alle gleich klug, gebildet oder erfahren. Aber die Demokratie unterstellt allen das gleiche Vermögen, eigene und öffentliche Angelegenheiten zu beurteilen, wenn sie gleiche politische Entscheidungsrechte vergibt. Diese Unterstellung ist nicht als barmherzige Nivellierung bestehender intellektueller Unterschiede zu verstehen. Vielmehr ist politisches Urteilsvermögen keine Fähigkeit, die einfach mit Ausbildung oder Intellektualität zunehmen würde, wie nicht zuletzt die Verführbarkeit von Intellektuellen durch den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts zeigt. Politische Urteilskraft betrifft die elementare Fähigkeit, beurteilen zu können, was für das eigene Leben richtig und wichtig ist und was nicht."4
Freitag, 11. März 2016
Der Gekreuzigte 4 – "The Dark Knight Rises" als Erlösungsspektakel
In Christopher Nolans Batman-Film von
2012 geht es um verschiedene Konzepte von Erlösung, die zu einem
theologischen Kommentar herausfordern.
Und, wie sollte es auch anders sein,
die zwei Hauptakteure mit ihren nahezu gleich klingenden Namen, der
Bösewicht Bane und der Batman Wayne, präsentieren in ihren
jeweiligen Masken diese unterschiedlichen Vorstellungen.
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Sonntag, 6. März 2016
"Und doch ist er da und erwartet uns" – Zwei Barmherzigkeitsevangelien
Mit den Evangelienlesungen der
Fastensonntage kommen momentan Texte zu Gehör, die Gottes
Barmherzigkeit ins Zentrum stellen. Die Ernsthaftigkeit der
menschlichen Sünde wird jedoch nicht unter den Tisch gekehrt. Sie
ist im Vergleich mit Gottes liebevoller Zuwendung allerdings
chancenlos.
Freitag, 4. März 2016
Der Gekreuzigte 3 – Allmächtiger Durst und Quelle des Lebens bei Antoine de Saint-Exupéry
Der Autor des „Kleinen Prinzen“ war
ein frommer Mann. In vielen seiner Werke setzte sich der Pilot und
Schriftsteller mit christlichen Motiven auseinander, auch sein
meistzitierter Satz vom Herzen, das allein einen guten Blick hat,
kann als Verfremdung und Weiterführung eines Bibelwortes über
Gottes Blick (vgl. 1Sam 16,7) gelesen werden.
Hier jedoch soll es um Gedanken zum
Gekreuzigten gehen, Gedanken die mit Themen wie Stellvertretung,
Hingabe, Liebe und Leiden mal mehr, mal weniger explizit im Werk
auftauchen – und auch der Blick des Herzens wird nicht zu kurz
kommen.
Freitag, 26. Februar 2016
Zeit für Frühling - Ein Gedicht von Avraham Ben Yitzhak
Der galizische Jude Avraham Ben Yitzhak
scheint ein aufmerksamer Mensch gewesen zu sein; die Stimmung, die
ihn umgab, und die Sprache, die ihn die Stimmung formulieren ließ,
leuchten aus seinem Gedicht, das er 1912 in Przemyśl, an der heutigen
Ostgrenze Polens zur Ukraine gelegen, schrieb.
Montag, 22. Februar 2016
Der Gekreuzigte 2 – "Neues vom Planeten Mars" aus dem Berlinale-Wettbewerb 2016
Die französische Tragikomödie "Neues vom Planeten Mars" begleitet den titelgebenden Philippe Mars für
einige Tage durch sein turbulentes Leben am Rande von Paris.
Um es gleich vorab zu sagen: Philippe
wird zwar vorgestellt als einer, der sich gegen die vielen Ansprüche
seiner Umwelt anscheinend nicht wehren kann – doch nach und nach
erscheint er immer mehr als zwar nicht glänzende, dafür aber
zutiefst menschliche Rettergestalt.
Mittwoch, 17. Februar 2016
Der Gekreuzigte 1 – Jesu Tod und Judas' Glaube in "Judas" von Amos Oz
Eine im letzten Jahr immer wieder
genannte Darstellung der Kreuzigung und des Gekreuzigten ist im Buch
"Judas" von Amos Oz zu finden.
Die Haupthandlung erzählt von Schmuel,
der eine Abhandlung über Judas und seine Rolle in jüdischen
Schriften verfassen will und sich nach dem Verrat seiner großen
Liebe im Haus eines alten Mannes als Konversationspartner verdingt.
Dabei gerät er in das komplexe Beziehungsspiel zwischen der
ebenfalls im Hause wohnenden Atalja, ihren verstorbenen Mann und den
Alten. Vielschichtiges Fragen nach Treue und Verrat durchziehen
dementsprechend den Roman.
Das kann in einschlägigen Rezensionen
nachverfolgt werden.
An dieser Stelle soll es allein um den
Gekreuzigten gehen und die Weise, wie er in den Gedanken von Schmuel
und Judas dargestellt wird. Dazu ist wichtig zu wissen, dass Oz den
Judas als entscheidenden Strippenzieher im Hintergrund gezeichnet
hat:
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Sonntag, 14. Februar 2016
Gekreuzigt – Der Kreuzestod als Basis christlichen Erlösungsglaubens
In dieser Fastenzeit möchte ich mit
Hilfe verschiedener Texte, Bilder und Filme auf den Gekreuzigten
schauen. In unserer Kulturgeschichte ist das Leiden und Sterben Jesu
in verschiedenen Facetten nämlich immer wieder präsent – oder in
Andeutungen und Anspielungen wenigstens zu ahnen.
Über lange Jahrhunderte war der ans
Kreuz geschlagene Jesus Christus der Prototyp des Leidenden, an dem
sich den Gläubigen trotz dieses Leidens zeigte, dass Leiden und
Sterben vor Gott nicht sinnlos ist. Zu allen Zeiten vertrauten
Menschen darauf, dass Jesu Leiden nicht nur passives Er-leiden,
sondern eine stellvertretende Tat ist, die die Kraft hat,
unser jeweils persönliches Leiden aufzunehmen und zu transformieren.
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Freitag, 12. Februar 2016
"Was hab ich denn verbrochen?" – Berlinale-Empfehlung "Auf einmal" von Asli Özge
Die Berlinale ist seit gestern eröffnet
und es scheinen wieder eine Menge sehenswerter Filme im Programm zu
sein. Heute habe ich "Auf einmal" ("All of a sudden") von Asli Özge
gesehen, der eindeutig zu den besten Filmen der letzten Monate gehört.
Der Titel deutet es an – "auf
einmal" ist alles anders, eine kleine Begebenheit bringt
plötzlich eine große Geschichte in Gang und wirbelt viele Leben
durcheinander.
Dienstag, 9. Februar 2016
Was sterben muss – Aschermittwoch und Karfreitag
Was sterben muss.
- der Hass - die Ausgrenzung - die
Ängste - der Egoismus - die Gewaltanfälligkeit - das Lügen - die
Aufrechnungsmentalität - die Selbstgefälligkeit - der Kleinglaube -
das Misstrauen - die Selbstgerechtigkeit - die Unbarmherzigkeit -
Montag, 8. Februar 2016
Beschnitten – Eine Entdeckung zur Nacktheit
Vor kurzer Zeit habe ich in der Sauna
einen beschnittenen Mann nackt gesehen, zum ersten Mal in meinem
Leben.
Im Nachdenken darüber ist mir auf
einmal schlagartig klar geworden, was für eine wahnsinnige und nicht mehr aufhebbare Bindung
diese Art von religiöser Initiation erzeugt.
Wie sehr die Zugehörigkeit zur
Religion in den eigenen Körper eingeschrieben ist, so dass eine
mentale Distanzierung vielleicht möglich ist, aber durch den eigenen
Körper immer wieder konterkariert wird.
Ich bin allenfalls durch
meine Kette mit Kreuz und meinen Ehering ansatzweise
ausdeutbar, beides ist aber reversibel an meinen Körper und kann
jederzeit abgenommen werden. Für einen beschnittenen Mann dagegen
kann jedes Duschen und jede Erfahrung von Nacktheit eine Erfahrung
oder wenigstens Bewusstwerdung der eigenen Religion sein.
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Donnerstag, 4. Februar 2016
Heilsame Enttäuschung über die Kirche – Dietrich Bonhoeffer am 110. Geburtstag
Dietrich Bonhoeffer hat nicht erst in
der Zeit seiner größten Krisen im Gefängnis, sondern auch vorher
schon alles auf Gott gestellt. Denn ihm war klar, dass Gott nicht an
den Rändern voller Not und Ängste, sondern in der Mitte und Stärke
des menschlichen Lebens gefunden werden will.
Das zeigt sich auch in Bonhoeffers Bild
von kirchlicher Vergemeinschaftung, wie er es in der 1939 zum ersten
Mal veröffentlichten Schrift "Gemeinsames Leben"
zeichnet.
Konsequent denkt er von Gott her und
sieht im Lichte dessen auch die inneren Grenzen christlicher
Gemeinschaft sehr wohl – wie es wohl zu jeder Zeit und auch heute
Menschen gibt, die sich an eine Pfarrgemeinde, eine geistliche
Gemeinschaft oder einen Orden binden wollen und deren Grenzen
trotzdem wahrnehmen.
Hier bietet Bonhoeffer einige Sehhilfen
an, wie die Schwächen einer kirchlichen Nahgemeinschaft anzusehen
sein könnten:
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Mittwoch, 3. Februar 2016
Einen Orden verlassen – in Gesellschaft Jesu bleiben
Anfang Februar vor vier Jahren habe ich
den Jesuitenorden verlassen. Ich bin in Frankfurt am Main in ein Auto
gestiegen und mit kurzen Abstechern nach Berlin gefahren.
Das klingt zunächst einfach.
Aber diesem Tag ging selbstverständlich
ein längerer Prozess voraus – und ihm folgte ebenso ein längerer
Prozess.
Wenn ich jetzt, inzwischen als Ehemann
und Vater (und ironischerweise am Ende des von Papst Franziskus
ausgerufenen Jahr der Orden), darauf schaue, dann sehe ich einen
langen inneren und äußeren Weg. Den werde ich hier nicht
ausbreiten, wohl aber ein paar Gedanken – und Fragen. Gefühle und Zustände also anstelle von expliziten Gründen.
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Samstag, 30. Januar 2016
JosephsReligion 7 – Oden an die Nacht von Thomas Mann und Charles Péguy
Einem Herrn eine gute Nacht zu wünschen
will gelernt sein. Joseph tut es in Ägypten auf besonders angenehme
Weise mit philosophischem und theologischem Schwergewicht, wie Thomas Mann zu erzählen weiß:
"Siehe, der Tag ist ausgelebt,
er hat seine Augen zugetan, müd seiner selbst, und über alle Welt
kam die Stille. Horch, wie wundersam! Da ist ein Stampfen noch aus
dem Stall, und ein Hund gibt Laut, aber dann ist das Schweigen nur
desto tiefer; besänftigend dringt es dem Menschen auch in die Seele
ein, ihn schläfert's, und über Hof und Stadt, Fruchtland und Wüste
gehen die wachsamen Lampen Gottes auf.
Dienstag, 26. Januar 2016
Erinnern mit Widerständen und Erinnern als Widerstand - Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des NS
Ruth Klüger schrieb Anfang der 1990er
Jahre ihre Reflexionen über die Ghettos und Lager, in denen sie
einen Großteil ihrer Kindheit verbringen musste. Damals gab es
bereits eine ansehnliche Zahl von Zeitzeugenberichten, "so
daß ich heute nicht von den Lagern erzählen kann, als wäre ich die
erste, als hätte niemand davon erzählt, als wüßte nicht jeder,
der das hier liest, schon so viel darüber, daß er meint, es sei
mehr als genug, als wäre dies alles nicht schon ausgebeutet worden -
politisch, ästhetisch und auch als Kitsch."1
Warum also heute trotzdem davon
erzählen, warum nicht besser schweigen, warum vor allem an diesem
Ort das Thema wiederum aufgreifen?
Aus Befangenheit "in einer Art
Schreckensrührung",2
wie Ruth Klüger sie in manchen wohlmeinenden Deutschen sieht oder
weil Deutschland immer noch "ein von Hitler traumatisiertes
Land" ist, wie Alain Finkielkraut jüngst in der Zeit
unterstellte?
Selbstverständlich hat das Nachdenken
über die Shoah hierzulande oft eine pädagogische und vielleicht
auch therapeutische Komponente.
Zugleich aber geht der gesellschaftlich-ethische Gehalt des Erinnerns der Shoah tiefer, als die gängigen mahnenden
Schulddiskurse und das stets wiederholte plakative (wenngleich
notwendige) "Nie wieder!" suggerieren.
Dazu zwei Erwägungen.
Samstag, 23. Januar 2016
"Dabei hielten sie sich an die Überlieferung..." – Geistesgegenwart durch Tradition
Als Sozialwesen stehen wir Menschen
nicht nur in biologischer Beziehung zu unseren Vorfahren, sondern in
einer langen Reihe von Traditionen und Überlieferungen, die über
unsere persönlichen Herkünfte und Überzeugungen hinausgehen. Das
mögen wir im Einzelfall schätzen oder nicht, wir haben immerhin die
(relative) Freiheit, uns dazu zu verhalten.
Wenn in einigen Tagen zum Beispiel der
Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, kann uns dieses Gedenken
beunruhigen oder erschüttern oder aggressiv machen oder wir können
es als nicht zu uns gehörig abweisen – inwieweit wir mit einer
Reaktion der Sache und uns selbst gerecht werden, steht dann wiederum
verschiedenen Interpretationen und Werturteilen offen.
Das Evangelium des heutigen Sonntags
berichtet ebenso vom spezifischen Verhältnis, in das sich Menschen
zu einer vorgegebenen Tradition stellen.
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Dienstag, 19. Januar 2016
JosephsReligion 6 – Alttestamentliche Trinitätstheologie und Theologie der Religionen
Es ist nun einmal so: Das
Weihnachtsfest ist lange her und auch für Christen schon fast
vergessen. Dabei wäre jetzt Zeit, die Konsequenz der Menschwerdung Gottes
zu bedenken und deshalb die Entwicklung des göttlichen Wortes im
jahrelangen Lebensweg Jesu vom krabbelnden Kind bis zur Mannesreife
zu verfolgen.
Doch alles eilt schon weiter – während
Er weiter unter uns gegenwärtig ist.
Als gegendrehende Bewegung zum
Weitereilen hier ein paar Gedanken zum breiteren Kontext des Themas,
wie das göttliche Wort in der Welt anwesend ist – je nach Wahl
eher theologisch oder literarisch aufgetischt.
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Donnerstag, 14. Januar 2016
"Ich will euch trösten" – Über die Jahreslosung 2016
2016 scheint ein Jahr zu werden, das
Trost besonders nötig hat – sei es wegen terroristischer
Gewaltakte, sei es wegen sexueller oder rassistischer Übergriffe.
Politischerseits braucht es gewiss mehr
als Trost, aber gesellschaftlich und individuell scheint die
Jahreslosung wie für den Beginn dieses Jahres 2016 ausgesucht:
"Gott spricht: Ich will euch
trösten, wie einen seine Mutter tröstet." (Jes 66,13)1
Sonntag, 10. Januar 2016
Taufe des Herrn - Teilhabe am Leben Christi
Wie zum letzten, so auch zu diesem
neuen Jahr eines meiner Lieblingsbibelworte. Diesmal stammt es aus
dem Galaterbrief: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt
in mir." (Gal 2,20)
Paulus bringt seine Überzeugung über
das neue Leben der Christen zum Audruck. Und zwar des Lebens Christi
selbst, das den Menschen nach dem Glauben der Kirche durch die Taufe
geschenkt wird.
Donnerstag, 7. Januar 2016
Köln, Warschau und die Glienicker Brücke – Vom Härtegrad des Rechtsstaats
Angesichts der massenhaften sexuellen
Übergriffe auf Frauen in Köln und anderswo ruft man allerorten nach
der "Härte des Rechtsstaats", was nach meinem Verständnis
so viel heißt wie die konsequente Anwendung der bestehenden Regeln
und Gesetze, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Kern des
Rechts zur Geltung zu bringen. Dieser Kern ist in Deutschland durch
den Ersten Artikel des Grundgesetzes und damit durch die Würde des
Menschen bestimmt, deren Schutz in vielen weiteren Artikeln und
Gesetzestexten ausdekliniert wird.
Dienstag, 5. Januar 2016
Krippe mit Mauer und Pyramide ohne Mitte - Heilige Drei Könige
Seit 2013 begleitet mich die
abgebildete Krippe, die ich von einer Reise ins Heilige Land
mitgebracht habe und die mir immer wieder zu denken gibt.
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